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Leopard 1A4

Die Feuerleitanlage des Kampfpanzers Leopard 1A4

Der Leopard 1A4 stellt den interessanten Versuch dar, die Ergebnisse der bisherigen Entwicklungsarbeiten für einen zukünftigen neuen Kampfpanzer schon in die Modernisierung des Leopard 1einfließen zu lassen. Aus dem Projekt Kampfpanzer 70 herrührend, führten die Arbeiten über Experimentalfahrzeuge verlaufend, direkt zum Leopard 2. Die Entwicklung des 1A4 begann 1971 und schon ab 1974 wurden insgesamt 250 Leopard1A4 ausgeliefert. Der Turm entsprach in seiner Form dem Leopard1A3. Allerdings wurde der 1A4 mit einer umfangreichen und für die damalige Zeit sehr modernen Feuerleitanlage ausgestattet. Die ausgelieferten 250 Leopard1A4 wurden jedoch später nicht weiter modernisiert. Sie wurden vom Leopard 2 ersetzt und vollständig aus dem Truppendienst genommen, Ein Teil wurde auf die Version 1A3 zurückgerüstet und an andere NATO-Staaten verkauft. Die letzte Modernisierung für den Leopard 1 für die Bundewehr erfolgte auf der Basis der Version 1A2 und mündete in die Version 1A5.

Der Leopard 1A4 ist ausgestattet mit einer umfangreichen, automatischen Feuerleitanlage. Die Hauptbaugruppen sind der Raumbildentfernungsmesser EMES-12, der auch als Hauptzielfernrohr leo-1-10.jpgdiente, der analoge, ballistische Rechner FLER-H, das Komandantenrundblickperiskop PERI-R12 und das Hilfszielfernrohr TZF-1A.
Der Kommandant erhielt mit dem PERI-R12 der Firma Zeiss-Anschütz ein völlig neues Beobachtungsgerät. Mit ihm konnte er unabhängig vom
PERI-R12, Leopard1A4Richtschützen auch in der Bewegung Ziele aufklären und beobachten. Das Sichtfeld des PERI-R12 besaß eine Stabilisierung des Sichtfeldes, bei einer 2 oder wahlweise 8facher Vergrößerung. Der Richtbereich in der Vertikalen beträgt -13 Grad bis +20 Grad. und 360 Grad in der Horizontalen. Ein passives Nachtsichtgerät der zweiten Generation war in das PERI-R12 integriert. Der Einblick in das PERI-R12 ist monokular, das bedeutet, ein Okular ist für den Tag- und das andere Okular für den Nachtbetrieb. Die Betriebsarten des PERI-R12 sind:
-
KP, der Kommandant führt das PERI und beobachtet unabhängig vom Richtschützen
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 , der Kommandant überwacht den Richtschützen.
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KHP , der Kommandant führt die Hauptwaffe über das PERI
Um erkannte Ziele rasch an den Richtschützen übergeben zu können, war es möglich die Visierline des EMES-12 auf die Visierline des PERI einschwenken zulassen. Zusätzlich konnte der Kommandant das PERI auf zwei Index-Positionen einlaufen lassen, in die 12- und 6-Uhr-Position in Bezug zum Turm. Beim Überwachen des Richtschützen lief die Visierlinie auf die Visierlinie des EMES-12 ein und folgte den Richtbewegungen von Turm und Kanone. Beim Betätigen der Übersteuerungstaste am Richtgriff konnte der Kommandant die Führung der Bewaffnung vollständig übernehmen. Die Entfernungsangaben aus dem EMES-12 wurden am Platz des Kommandanten angezeigt und die Richtmarke im PERI entsprechend angepasst. In den Bildern unten wird der Arbeitsplatz des Kommandanten gezeigt. Ganz links das PERI und die Winkelspiegel, die, wie im Leopard üblich, eine 360-Grad Rundumsicht gewährleisten. Das mittlere Bild zeigt den Richtgriff mit den Tastern für die Betriebsstufen des PERI und der Abfeuerung. Der schwarze Kasten links oben im Bild ist die Anzeigeeinheit für die vom Richtschützen gemessene Entfernung. Direkt darunter befindet sich, am Turmdrehkranz befestigt, der Hydraulikmotor mit dem Getriebe des Tumrschwenkwerkes. Die gummierte Armauflage soll dem Kommandanten ein ruhiges Richten auch während der Fahrt ermöglichen. Der Richtgriff fand sich übrigens noch in den Prototypen des Leopard 2 wieder, machte dann aber dem Daumendrucksensor Platz, der ergonomisch zumindest umstritten ist.

PERI-R12 leopard1a4_016.jpg leopard1a4_004.jpg

Das obere rechte Bild zeigt die wichtigsten Bedienelemente des Kommandanten. Das Leucht-Schalterfeld links enthält die Taster für die Waffenstabilisierung, wie STAB EIN - STAB BEREIT und HYDRAULIK, sowie die Anzeigen für die Betriebstufen des PERI und die Auswahl der Abfeuerung für Kanone HW oder MG. Es folgt rechts oberhalb der Schaltkasten für die Steuerung des Schieß-Scheinwerfers. Der Drehschalter mit dem weißen Pfeil schaltet von AUS über ANLAGE EIN zu Infrarotlicht IR oder WEISS LICHT. Unter dem Drehschalter befindet sich ein weiter Kippschalter mit dem vom engen Lichtstrahl auf breit gestreutes Licht umgeschaltet werden konnte. Unter dem Scheinwerfer-Schaltkasten befindet sich die mit einer Klappe verschlossene Justierung des PERI und die Potentiometer für den Driftabgleich in Höhe und Seite sowie der Schalter SICHER und der Hauptschalter für das PERI. Rechts oben folgt der große Drehknopf für die Helligkeitseinstellung der Anzeigeleuchten und ein Lampentest-Schalter. Darunter befindet sich der rote Taster für den Notaus der Waffenrichtanlage. Ganz rechts befindet sich schließlich das Bedienfeld der Nebelmittelwurfanlage. Ganz unten, direkt über dem Turmdrehkranz befindet sich das Rechnerbediengerät RPP für die Prüfung der korrekten Arbeit des ballistischen Rechners. An der äußersten rechten Seite befindet sich abschließend ein Spannungsmessgerät für die Überwachung der Bordspannung.

leopard1a4_020.jpgDem Richtschützen steht das EMES-12A1 der Firma Zeiss als Zielfernrohr und Entfernungsmesser zur Verfügung. Es handelt sich um einen Raumbildentfernungsmesser. Die Option der Entfernungsmessung über das Schnittbildverfahren, wie es noch beim TEM-2 der bisherigen Leopard 1 möglich war, stand nicht mehr zur Verfügung. Über einen mechanischen Vergrößerungswechsler konnte zwischen einer 8-fachen und einer 16-fachen Vergrößerung umgeschaltet werden. Zusätzlich konnten ein Laser-Schutzfilter und Licht-Schutzfilter zugeschaltet werden. Das Strichbild des EMES-12 wurde vom analogen Feuerleit-Einheits-Rechner FLER-H gesteuert. Dabei wurde die Entfernung, die Munitionsart und verschiedene ballistische und meteorologische Angaben berücksichtigt. Die Vorhalte wurde durch Geber der horizontalen Richtgeschwindigkeit beim Begleiten beweglicher Ziele ermittelt. Die Ausblicköffnungen des EMES-12 sind außen durch gepanzerte Blenden verschlossen und können durch eine Kurbel an der Turmdecke beim Richtschützen geöffnet werden. Links von den beiden Okularen des EMES-12 befindet sich das Okular des TZF-1A, das als Hilfzielfernrohr für den Notbetrieb zu Verfügung steht.

DFLER-H.jpgas Blockschaltbild zeigt prinzipiell den Aufbau des Feuerleitrechners FLER-H. Bedieneinheit 1 gehört zum Richtschützen und umfasst den Entfernungsmesser 5, den Antrieb der Visiereinstellung 6, das Rechnerbediengerät 9 und die Richtgriffe 10, deren Signale 12 an die Waffenstabilisierung gehen. Die Bedieneinheit 2 beim Kommandanten umfasst den Richtgriff 13, die Winkelübertragungseinheit PERI-EMES 14, die Tag/Nacht-Umschaltung 15, die Steuereinheit für die Betriebsstufen des PERI, also KP 16 , KHP 17, sowie 18, das Rechnersteuergerät Kommandant 19. Die Bedieneinheit 3 bildet das Ladeschützenbediengerät 31 für die Munitionseingabe. Der eigentliche Rechner 23 ist verbunden mit Gebern 21 und den Reserveausgängen 22. Das elektronische Richtsystem 26 verbindet die Waffenstabilisierung 27, die Richtantriebe 28, den vertikalen Lagegeber der Kanone 29 und die Kreiseleinheit 30 mit dem Feuerleitrechner. Die gemessene Entfernung 8 + 7 geht direkt über das EMES in den Rechner ein, das PERI ist über die Synchronisationskette 25 eingebunden. Die Anfangsangaben für Systemfehler und Schusstafelwerte 11 werden ebenfalls in den Rechner eingespeist.

leopard1a4_019.jpgleopard1a4_021.JPGDas Bild links zeigt die Richtgriffe des Richtschützen, die Handkurbel der hydraulischen Höhenrichteinrichtung und rechts von den Richtgriffen die Kurbel für das manuelle Schwenken des Turms. Das Schalterfeld rechts unten beim Okular des Hilfszielfernrohres TZF-1A umfasst die Leucht-Taster für HYDRAULIK, STAB EIN, die Anzeige für die aktuelle Betriebstufe des PERI und die Umschaltung der Abfeuerung Kanone und des MG mit einem Kippschalter an der unteren Seite des Schaltkastens. Außerdem enthält es einen Taster zum Umschalten des Rechners auf E-1000 mit dem im Notfall sofort auf den Gefechtsaufsatz 1000 geschaltet werden kann. In diesem Fall können Ziele im Entfernungsbereich von 0 bis etwa 1500 m, bei Haltepunkt Zielmitte, ohne Entfernungsberücksichtigung bekämpft werden. Das rechte Bild zeigt den Turmstellungsanzeiger und den Schaltkasten für die Waffenstabilisierung. Die Schaltstufen sind TURM AUS, BEOBACHTEN, STAB BEREIT und STAB EIN. Links von diese Schaltkasten ein Schaltfeld mit Potentiometern für die Regelung der Helligkeit der Anzeigeleuchten und ein Lampenkontrollschalter. Oberhalb des Schaltkastens befindet sich der Getriebeumschalter des manuellen Turmschwenkwerkes. Mit dem Umschalter kann die Richtgeschwindigkeit beim Handrichten von Fein auf Grob bzw schnelleres Richten bei erhöhtem Kraftaufwand umgeschaltet werden.

tem-2a_strichbild_3.jpgDieses Bild zeigt das Strichbild des EMES-12 das durch einen in der Helligkeit regelbaren Visiermarkenprojektor eingeblendet wird. Rechts befindet sich die Entfernungsskala des Entfernungsmeßsystems. Beim Messen der Entfernung muss bei diesem stereoskopischen System eine Messmarke im räumlich erscheinenden Blickfeld scheinbar über das Ziel gestellt werden. Dies erfordert die Fähigkeit zum räumlichen Sehen beim Schützen. Zum Messen konnte das Richtkreuz ausgeblendet werden, es war lediglich ein senkrechte Messmarke zu sehen. Oft wurde aber von geübten Richtschützen mit vollständig angezeigtem Strichbild gemessen um die notwendige Verzögerung beim Umschalten des Strichbildes zu vermeiden und die Zeit zur Feuereröffnung um einige Sekunden zu verkürzen. Der Messvorgang wurde durch eine Wippe gesteuert, die sich als Fuß-Schalter auf dem Boden des Turmkorbes befand. Ein präzises Messen der Entfernung während der Fahrt war allerdings nicht möglich.

leopard1a4_006.jpgleopard1a4_005.jpgDas Bild links, aus Sicht des Ladeschützen, zeigt das Ladeschützenbediengerät. An ihm schaltet der Ladeschütze die von ihm geladenen Munition, das kann APDS, HEAT oder HEP sein, und betätigt den grünen Leucht-Taster BEREIT. Nach dem Abfeuern geht das Pult automatisch in den Zustand SICHER über, was an dem roten Leuchtfeld angezeigt wird. Am Ladeschützenbedienpult links befindet sich ebenfalls der Sicherheits-/Hauptschalter der hydraulischen Richtanlage und ein Schalter für das Punktjustieren der Waffenanlage, was an der Richthydraulik eine Umschaltung erforderlich macht. Im Turmheck, das rechte Bild, befindet sich ein Teil der Elektronikbaugruppen der Rechneranlage, der PERI-Steuerung und der Waffenstabilisierung. Außerdem der Funkgerätesatz, Halterungen für Ersatzwinkelspiegel, Nebelwurfkörper und weiteres Zubehör

Die Feuerleitanlage des Leopard 1A4 findet sich, modifiziert, in verschiedenen Prototypen des Leopard 2 bis zum Prototyp Nummer 17 wieder. Erst dann wurde sie im Leopard 2AV vom EMES-15 abgelöst. Die praktischen Erfahrungen aus dem Betrieb dieser Feuerleitanlage waren zweifellos unverzichtbar für die Entwicklung des Leopard 2.

 

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Stefan Kotsch