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Kürassier A2

 

Die Feuerleitanlage des Jagdpanzers Kürassier A2

JaPzK Kürassier Um den österreichischen Kürassier an die Entwicklung des internationalen Panzerbaus anzupassen, wurde er Anfang der 90er Jahre mit einer völlig neuen, modernen Feuerleitanlage der israelischen Firma ELBIT ausgerüstet. Der mit dem Feuerleitgerät-Wärmebildgerät ausgerüstete Kürassier erhielt die Bezeichnung JaPzK A2. Die Hauptbaugruppen dieser Feuerleitanlage sind im Einzelnen die periskopische Richtschützenzieleinrichtung (auch als Winkelzielfernrohr bezeichnet) mit Laser-Entfernungsmesser, eine Wärmebildgeräteinheit mit Monitoren an den Plätzen des Kommandanten und des Richtschützen, das Rechnerbediengerät und weitere Baugruppen des Ballistikrechners.

JgdPzK-6-2.jpgEinen Blick auf den Arbeitsplatz des Kommandanten zeigt das Bild links. Oben, unter dem gepolsterten Lukenrand, sind erkennbar die Okulare des Winkelzielfernrohres. Links unterhalb des Kommandantenzielfernrohres wurde das Wärmebildgerät untergebracht. Das Rechnerbediengerät hat seinen Platz rechts vom Zielfernrohr direkt vor dem Kommandanten. Unterhalb des Okulars des Wärmebildgerätes erkennt man den Richtgriff des Kommandanten mit den Druckschaltern für den Laser-Entfernungsmesser und die elektrische Abfeuerung der Kanone. Die Kurbel mit dem wagerechten roten Griff unterhalb des Rechnerbediengerätes ist zum Bedienen der Ladeeinrichtung notwendig.

Die Richtschützenzieleinrichtung besitzt zwei optische Kanäle. Einen einfachen Ausblick in der Art eines integrierten Winkelspiegels (auch bezeichnet als Sichtfenster) und den optischen Kanal der Richtschützenzieleinrichtung mit einer JgdPzK-7.jpg8fachen Vergrößerung und einem integrierten Laser-Entfernungsmesser. Der Ausblick der Richtschützenziel- einrichtung kann mit einem Splitterschutz verschlossen werden. Das Bild rechts unten zeigt den Richtschützenplatz. Oben auf der Turmpanzerung befindet sich der Ausblickkopf. Direkt darunter der Block des Zielfernrohres mit dem Okular unter dem braunen Stirnschutz und unmittelbar links davon der Einblick in den integrierten Winkelspiegel. Unter dem Winkelspiegel ist das Wärmebildgerät angebracht. Gut erkennbar sind auch die roten Richtgriffe der hydraulischen Richtanlage mit dem Daumendruckschalter für den Laser-Entfernungsmesser am linken Richtgriff. Rechts an der Turmseitenpanzerung befindet sich der Richtschützenbedienblock des ballistischen Rechners.

Unten links im Bild ist zu sehen die periskopische Richtschützenzieleinrichtung, sie bildet mit dem Laser-Entfernungsmesser eine gemeinsame Baugruppe. Auf dem Bild ist die Baugruppe des Entfernungsmessers entfernt. Über dem Stirnschutz rechts unten am der Richtschützenzieleinrichtung  sind die Noteinstellräder für die Strichplatte zu erkennen. Links vom Stirnschutz befindet sich der Einblick in den integrierten Winkelspiegel, das sogenannte Beobachtungsfenster.Die Baugruppe des Laser-Entfernungsmessers ist im Bild rechts erkennbar. Sie bildet zugleich die Okulareinheit für die Richtschützenzieleinrichtung. Der Laser-Entfernungsmesser (Yttrium-Aluminium-Granat, dotiert mit Neodym) besitzt einen Meßbereich von 200-9995 Meter bei einer Meßgenauigkeit von +/- 5 Meter. Als Messmarke dient das zentrale Richtkreuz der Strichplatte. Um Messfehler durch Geländehindernisse zu vermeiden, kann wahlweise das erste oder zweite Laser-Echo zur Entfernungsbestimmung herangezogen werden.

Die Strichplatte der Richtschützenzieleinrichtung kann in der Seite und Höhe automatisch verstellt werden um dem Schützen die für das Schießen notwendigen Rohrerhöhungen und Seitenvorhalte bereits vorzugeben. Die Werte dazu werden vom Kommandantenbediengerät, welches die Rechnerbaugruppe enthält, zur Verfügung gestellt. Für den Notbetrieb kann die Strichplatte mit zwei Noteinstellrädern so eingestellt werden, dass zumindest mit dem Gefechtsaufsatz 700 Meter Hohlladunggranate geschossen werden kann. Das Sichtfeld des Richtschützen enthält neben dem üblichen Strichbild in Kreuzform weitere Anzeigen für die gewählte Munitionsart, eine Ziffernanzeige der gemessenen Entfernung sowie Statusanzeigen für Fehler des Entfernungsmessers und die Feuerbereitschaft. Das zentrale Richtkreuz dient gleichermaßen für Zielbekämpfung und Entfernungsmessung.

1 - Fehler des Entfernungsmessers, 2 - Munitionsart, 3 - Feuerbereitstatus, - Echoanzeige ( werden Punkte neben den Ziffern angezeigt, so liegen zwei Echos vor), 5 - gemessene Entfernung, 6 - zentrale Richtmarke,
7 - nicht verwendetet Anzeige

Die Wärmebildgeräteeinheit besteht aus dem eigentlichen Wärmebildgerät ARTIM der israelischen Firma ELBIT mit einem Cadmium-Mercury-Tellurit-Detektorfeld aus 240 Elementen und den zwei Anzeigemonitoren für Kommandant und Richtschütze. Das Strichbild wird nach den Werten aus der Rechnerbaugruppe gesteuert. Außerdem deckt sich die zentrale Richtmarke mit der des Tagkanals, wodurch die Entfernungsmessung über den Wärmebildkanal genauso erfolgen kann wie über die Richtschützenzieleinrichtung. Auf dem Monitor werden die für die Betriebsarten und die Feuerführung nötigen Angaben angezeigt. Dabei sind im oberen Bereich die aktuellen ballistischen Daten und im unteren Bereich die Statusanzeigen des Wärmebildgerätes zu sehen. Das Bild im Anzeigemonitor kann in Helligkeit und Polarität verändert werden.

Die eigentliche Wärmebildkamera musste auf Grund des begrenzten Innenraumes in einem gepanzerten Kasten an der Turmfront außen angebracht werden. Das obere linke Bild zeigt die Baugruppe der Wärmebildkamera. Ein integriertes Fokalteleskop ermöglicht das Umschalten auf zwei unterschiedlich große Sichtfelder. Das Detektorfeld wird von einem Stirling Kühler innerhalb von mindestens 3,5 Minuten auf die Betriebstemperatur von 200 Grad Celsius heruntergekühlt

Die Bedeutung der Anzeigen im Sichtfeld des Monitors im Einzelnen:

Das linke Strichbild erscheint im Gefechtsmodus, es zeigt das Strichbild der großen Vergrößerung. Das rechte Strichbild erscheint im Notbetriebsmodus um bei Ausfall des Rechners die Feuerführung mit einem Festvisier zu ermöglichen. In diesem Fall erscheinen in der oberen Anzeigezeile auch keine Werte aus dem Rechner.
Oberer Reihe, von links nach rechts:
GMOD - Betriebsart  (hier der Gefechtsmodus),700 - gemessenen Entfernung (werden je ein Punkt vor und nach dem Ziffernwert angezeigt, so liegen zwei Echos vor), B - Feuerbereitschaftsstatus (hier B wie Bereit, NB gleich Nicht Bereit), ->10 - Anzeige des manuell eingegebenen Seitenwindes mit Richtungspfeil (hier Wind mit 10 m/sec von rechts, der Pfeil zeigt: es ist nach rechts vorzuhalten), HL - Munitionsart (hier Hohlladung)

Die Anzeigen der unteren Reihe, von links nach rechts bedeuten:  F-NAH - Sichtfeld Fern oder Nah (große oder kleine Vergrößerung), AUT - Kontraststeuerung per Hand oder Automatisch, WFEHL - Fehler im Wärmebildgerät, SCHW - Polarität (Wärmequellen in Schwarz oder Weiß), DTEMP - Detektortemperatur nicht erreicht (Diode erlischt bei Betriebstemperatur)

Die Baugruppen des ballistischen Rechners bestehen aus dem eigentlichen Rechner, der gleichzeitig das Rechnerbediengerät des Kommandanten ist, dem Bediengerät des Richtschützen, dem in den Rechner integrierten Verkantungssensor und dem Winkelgeschwindigkeitssensor. An den Bediengeräten werden die schusstafelmäßigen Bedingungen, wie Lufttemperatur, Pulvertemperatur, Höhe über normal Null und Anschusswerte der Kanone sowie der Rohrverschleiß eingegeben sowie die zu aktuell verschießende Munition ausgewählt. Außerdem wird der gewünschte Betriebsmodus eingestellt und die Fehlersuche und -auswertung durchgeführt. Der Rechner gewährleistet das Schießen mit der Kanone bis 3000 Meter und mit dem Turm-MG bis zu 2000 Meter.

Schalterfeld A : Der obere Schalter dient der Umschaltung zur manuellen Eingabe der Seitenwindwerte bzw der automatischen Ermittelung dieses Wertes. Der Schalter darunter wird benötigt um bei Bedarf Ziffernwerte in den Anzeige L zu vergrößern oder zu verringern. 
Schalterfeld B befindet sich mit den Schaltern für die Justierung des Zielfernrohres unter einer Schutzklappe.
Schalter C wird gedrückt um zur manuellen Entfernungseingabe überzugehen. Schalter D dient als "Enter"-Taste bei der Dateneingabe während der Vorbereitung der Feuerleitanlage zum Schießen. Bei Betätigen des Schalters E kann das Schießen mit einem sogenannten Gefechtsaufsatz weitergeführt werden, durch mehrmaliges drücken wird dabei die vorgesehene Munitionsart ausgewählt. Im Normalbetrieb wird im Schalterfeld F die für das Schießen benutzte Munitionsart ausgewählt. Schalter G ist der Hauptschalter für den Feuerleitrechner. Mit dem Potentiometer H kann die Helligkeit der Anzeigen reguliert werden. Der Schalter J "Static/Moving" ist nicht in Benutzung.
Schalterfeld K umfasst die rote Fehlerkontrollleuchte, der Schalter für den Selbsttest und die gelbe Anzeigeleuchte für den Ausbildungsmodus.
Das Schalterfeld N enthält vier Schalter zum Ändern je eines Wertes der Ziffern im Anzeigefeld M. Das Anzeigefeld L gibt einen Buchstaben/Zifferncode für die Grundeinstellungen wieder.

Der Winkelgeschwindigkeitssensor für die Vorhalteermittlung ist mechanisch mit dem Turmdrehkranz verbunden. Drückt der Schütze die Laser-Messtaste mindstens eine halbe Sekunde lang, dann wird die Messung der Winkelgeschwindigkeit aktiviert. Der Rechner ermittelt aus dem gemessenen Winkelgeschwindigkeitswert die Vorhalte für das Schießen aus der Bewegung bzw. auf sich bewegende Ziele. Während der Messung muß das Ziel  über einen Zeitraum von mindestens 0,75 Sekunden gleichmäßig mit der zentralen Richtmarke begleitet werden. Die Strichplatte wird nach dem Loslassen der Messtaste  um den für die Vorhalte notwendigen Wert nach rechts oder links verschoben. Der Richtschütze muss kurz auf die zentrale Richtmarke nachziehen und kann abfeuern

Der erfolgreiche österreichische Jagdpanzer Kürassier ist im Verlaufe der Jahre in viele Staaten der Welt exportiert worden. Sein Konzept deckt, bei vergleichsweise niedrigen Kosten, ein breites Einsatzspektrum ab. Wenn auch die Modernisierungsarbeiten für den Einsatz in Mitteleuropa nicht weiter verfolgt werden, so wird der Kürassier wohl noch viele Jahre in verschiedenen Armee, so in Tunesien, Singapur oder Argentinien, seine Aufgaben erfüllen können.

 

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Stefan Kotsch