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Chieftain

 

Feuerleitanlage des Chieftain Mk.5 und folgende

Der Kommandantenplatz
Part 1 Part 2

Bereits im Jahre 1956, die Serienproduktion des CENTURION lief auf Hochtouren, wurde in Großbritannien ein völlig neuer Kampfpanzer entwickelt, der als Standardkampfpanzer den CENTURION und den schweren Kampfpanzer CONQUEROR ersetzen sollte. Im Jahre 1959 wurde das erste Muster hergestellt und nach umfangreichen Erprobungen f_Chieftain_02.jpg1961 der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter der Bezeichnung FV4101 CHIEFTAIN wurde der neue Panzer dann 1963 offiziell für die Bewaffnung der britischen Streitkräfte ausgewählt. Nach Beginn der Serienfertigung erhielten 1966 die ersten Panzerregimenter der britischen Armee den neuen Panzer. Während seines langen Truppendienstes erfolgten mehrere Modernisierungen um den CHIEFTAIN an neue Entwicklungen und Anforderungen anzupassen. Im Jahre 1996 wurde der CHIEFTAIN außer Dienst gestellt  und vom CHALLANGER ersetzt.
Die Feuerleitanlage umfasste die traditionelen Baugruppen die auch in den Kampfpanzern anderer Staaten verwendet wurden. So ein Hauptzielfernrohr und ein Hilfszielfernrohr, eine drehbare Kommandantenkuppel und aktive Infrarotnachtsichtgeräte für Kommandant und Richtschütze. Ein Entfernungsmesser wurde zunächst nicht als notwendig erachtet, statt dessen wurde die Entfernung durch ein 12,7 mm Einschieß-MG ermittelt. Später wurde ein Zielfernrohr mit integriertem LASER-Entfernungsmesser und ein einfacher ballistischer Rechner eingebaut. Die letzte große Modernisierung der Feuerleitanlage bestand in der Umrüstung auf das Improved Fire Control System (IFCS) und schloss zusätzlich ein Wärmebildzielfernrohr Thermal Observation Gunnery Sight (TOGS) ein, das aber nicht alle CHIEFTAIN erhielten. Teilweise wurde ältere Chieftain auf das Niveau des meistgebauten Mk.5 nachgerüstet, wobei für die verschiedenen Versionen nach der Modernisierung ein verwirrendes System unterschiedlicher Bezeichnungen verwendet wurde, das nicht ohne weiteres auf den Ausrüstungsstand schließen lässt.
Im folgenden wird die Feuerleitanlage der am meisten produzierten Versionen Mk.5 und nachfolgender Versionen beschrieben.

Der Kommandant ist mit Geräten und Optiken ausgestattet, die es ihm erlauben Ziele unabhängig vom Richtschützen aufzuklären, den Turm auf seine Sichtlinie einschwenken zu lassen und gegebenenfalls selbständig mit der Hauptbewaffnung zu bekämpfen. Er kann dazu die Richtanlage in gleicher Weise wie der Richtschütze bedienen und mit einem Kuppel-MG Ziele bekämpfen. Im Einzelnen besteht seine Feuerleitausstattung aus folgenden Baugruppen.
Dem Kommandanten steht eine unbewegliche Kuppel zur Verfügung, die 9 Winkespiegel und in der drehbaren Lukenabdeckung ein binokulares Beobachtungs- und Zielfernrohr enthält. Die sehr großen Winkelspiegel gewährleisten eine ausgezeichnete Rundumsicht. Dazu wurden für die damalige Zeit überdurchschnittlich große Prismen verwendet, die zur Vermeidung von Spiegelungen nach vorn geneigte Ausgangsprismen enthalten. Jeder Winkelspiegel ist darüberhinaus mit zwei kleinen elektrisch angetriebenen Scheibenwischern versehen. Das Zielfernrohr in der drehbaren Lukenabdeckung dient der Zielaufklärung und Zielzuweisung sowie zum Schießen mit der Hauptbewaffnung, wenn der Kommandant den Richtschützen übersteuert. Zur raschen Zielzuweisung besitzt das Zielfernrohr die Möglichkeit zur Gegenrotation, was es dem Kommandanten erlaubt, das Ziel im Blick zu behalten, während der Turm in der Horizontalen auf die Visierlinie des Kommandanten einschwenkt. Stimmen beide Visierlinie und Längsachse der Kanone überein, wird die Drehbewegung gestoppt. Die Gegenrotation ist allerdings nicht mehr möglich, wenn sich die Kanone bereits im Bereich innerhalb 142 Strich rechts oder links der Visierline des Kommandantenzielfernohres befindet. Mit dem Kommandantenzielfernrohr wird darüber hinaus auch das 7,62 mm MG gerichtet, das sich auf eine Lafette oberhalb der Luke befindet. Zum Beobachten kann die Kuppel mit einer Handkurbel in der Horizontalen bewegt werden. Für das Richten in der Vertikalen wird ebenfalls eine Handkurbel verwendet. In der 12 Uhrstellung wird das Zielfernrohr mit dem Richtschützenzielfernrohr verriegelt und kann als selbständiges Zielfernrohr zum Schießen mit der Hauptbewaffnung verwendet werden.
Bild 1 zeigt die Kommandantenkuppel, oben ragt das Kommandantenzielfernrohr aus der drehbaren Lukenabdeckung heraus, rechts daneben ist die Lafette des 7,62 mm MG angebracht, links ein Scheinwerfer der hier mit einem Weisslichtglas versehen ist und alternativ als Infrarotscheinwerfer eingesetzt wird. Unterhalb einer flachen Ringabdeckung sind die 9 Winkelspiegel zu erkennen, vor denen jeweils ein elektromechanischer Antrieb mit zwei Wischerblättern angebracht ist. Bild 2 erlaubt einen Blick durch die Luke auf das Kommandantenzielfernrohr. Im Zentrum ist das Zielfernrohr erkennbar, links daneben die Höhenrichtkurbel für das Kuppel-MG. Bild 3 zeigt einen Blick von unten auf die geschlossenen Luke.

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Bild 1 Kommandantenkuppel

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Bild 2  Kommandantenzielfernrohr

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Bild 3  Luke von Innen

Das Kommandantenzielfernrohr, im Bild 4, ist als Tagsichtgerät ausgeführt. Für den Nachtbetrieb muss es aus der Halterung genommen und gegen ein Infrarotgerät ausgewechselt werden. Diese beiden Geräte sind im Bild 5 dargestellt. Es sind im Mk.5 die Geräte AV No. 37 Mk.3 oder Mk.4 (Tag) und das AV L1A1 (Nacht). Beide Geräte sind starr eingebaut. Das horizontale Richten erfolgt durch drehen der Luke, das vertikale Richten durch einen beweglichen Ausblickspiegel, der an den vertikalen Richtantrieb gekoppelt ist. Das Tagzielfernrohr verfügt zusätzliche über einen winkelspiegelartigen 1:1 Ausblick oüberhalb der Okulare, der einen raschen Überblick über das Gefechtsfeld erlaubt ohne zu einem der 9 Winkelspiegel wechseln zu müssen.
Im Bild 6 ist der Arbeitsplatz des Kommandanten in einer Nachfolgeversion des Mk.5 zu sehen. Oben links im Bild das Kommandantenzielfernohr (1), links davor befindet sich der Handgriff ABFEUERUNG (2), mit dem der Kommandant beim Übersteuern und Schießen die Hauptwaffen abfeuert. An der linken Seite des Richtgriffes ist der SAFETY-Schalter (3) des Kommandanten angebracht, mit dem Notfalls die Waffenstabilisierung ausgeschaltet werden kann. Der Drehschalter besitzt jeweils zwei ON und OFF Stellungen. Darunter ist der Handgriff (4) für die Steuerung der Richtanlage des Kommandanten zu erkennen. Weiter ist an der Turmseite das Seitenrichtgetriebe (5) für die Kommandantenkuppel angebracht, rechts daneben im Bild befindet sich der Block des ballistischen Rechners (6) und rechts daneben ein Elektroverteilerblock (8), links unterhalb des Seitenrichtgetriebes befinden sich weitere Verteilerblöcke und Bedienelemente (7) für den Richtschützen, an die sich rechts der Schaltkasten (9) für den Infrarotschießscheinwerfer anschließt.

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Bild 4   Kommandantenzielfernrohr

f_Chieftain_29-cdr.jpgBild 5  Tag- und Nachtzielfernrohr

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Bild 6  Kommandantenplatz

Einen Überblick über den Arbeitsplatz im älteren Chieftain Mk.5 zeigt das Bild 7. Von links oben ist erkennbar der Bedienblock für die Nebelmittelwurfanlage (1), die Kampfraumbelüftung (2), der Turmstellungszeiger (3) des Kommandanten, zwei Elektroverteilerkästen (4 + 5), eine flexible Kartenleuchte (6), der Schaltkasten für den Scheinwerfer an der Kommandantenluke (7), ein Notbetriebsschaltkasten (8), der Schaltkasten für den Infrarotschießscheinwerfer (9), der Stromversorgungsblock für das Zielfernrohr und den Laser-Entfernungsmesser (10), ein weiterer Elektroverteilerkasten (11) und der Richtgriff (12) des Kommandanten, in einer älteren Version, für das Übersteuern des Richtschützen. Bild 8 zeigt noch einen detailierten Blick auf die Baugruppe der Hauptwaffenabfeuerung (4) des Kommandanten mit dem Safety-Schalter (3) sowie den Sicherungskasten (2) für die Scheibenwischer der Winkelspiegel in der Kommandantenkuppel und ein Warnlicht für den Richtschützen (1). In den Versionen ab Mk.5 wurde der Abfeuerungsgriff verändert. Den neuen Griff zeigt das Bild 9. Mittig im Bild ist der starre Griff mit der Abfeuerung der Hauptbewaffnung und dem Waffenwahlschalter dargestellt. Zusätzlich befindet sich über dem Abfeuerungsgriff ein Display, das dem Kommandanten die vom Richtschützen gemessene Entfernung anzeigt.

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    Bild 7  Schaltblöcke im MK 5

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    Bild 8  Safety Schalter und Abfeuerung im MK 5

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Bild 9  Abfeuerungsgriff Kommandant

Im Bild 10 ist mittig die Handkurbel der vertikalen Richtanlage für das Kommandanten-MG zu erkennen, die links neben dem Kommandantenzielfernrohr angebracht ist und an deren Griff das Verbindungskabel der elektrischen Abfeuerung herabhängt. Am Griffende befindet sich der rote Abfeuerungstaster. Das Richten der Kuppel in der Horizontalen erfolgt mit der Handkurbel am Richtgetriebe, das im Bild 11 mittig am oberen Rand erkennbar ist. Das Bild 12 zeigt den ballistischen Rechner, der an der rechten Turmwand neben dem Kommandantensitz befestigt ist. Über ihm hängt die Kartenleuchte mit ihrem flexiblen Halter. Rechts neben dem Rechnerblock, im Turmheck, ist einer der Elektroverteilerkästen untergebracht.

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Bild 10  vertikales Richtgetriebe MG

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Bild 11  Seitenrichtgetriebe der Kuppel

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Bild 12  ballistischer Rechner

Zum Richten von Kanone und Turm ist an der rechten Seite des Turms der Richtgriff des Kommandanten angebracht, den Bild 14 zeigt. Der Griff ist ebenfalls starr und trägt oben einen in zwei Ebenen beweglichen Knopf, der mit dem Daumen bewegt wird und dabei die entsprechenden Signale an die elektromechanische Waffenrichtanlage ausgibt. Um die Führung der Hauptbewaffnung vom Richtschütze übernehmen zu können, muss mit den Fingern ein Sicherungshebel an der Vorderseite des Richtgriffes gedrückt und gehalten werden.

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Bild 13  Richtgriff Kommandant 

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Bild 14  Richtgriff Kommandant  

 

Bild 14 erlaubt abschließend einen detailierteren Blick auf den Richtgriff, hier ist auch der Sicherungshebel an der Griffvorderseite erkennbar. Diese Lösung ist nach wie vor recht umstritten, bedarf das Richten mit dem Daumenknopf bei der Fahrt im Gelände doch einer bedeutend höheren Feinfühligkeit als der klassische Richtgriff.

Im zweiten Abschnitt wird der Arbeitsplatz des Richtschützen näher betrachtet und es werden die Baugruppen der Feuerleitanlage beschrieben, die für den Richtschützen von Bedeutung sind.

Vielen Dank an Dag aus Großbritannien und Peter aus Dresden für die Fotos und Hinweise

Part 1 Part 2

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Stefan Kotsch