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125 mm 2A46

 

Die russische 125 mm Panzerkanone 2A46 ( Kanone D-81TM )

Part I Part 2
Stand: 02.09.2011

Unter der Werksbezeichnung 2A26 (D-81T) wurde Anfang der 60er Jahre im Konstruktionsbüro Nr. 9 mit der Entwicklung einer neuen glattrohrigen 125 mm Kanone begonnen, die später im Werk Nr. 9 in Ekaterinburg in Serie produziert und erstmals im Jahr 1968 im Kampfpanzer T-64 in Serie eingebaut wurde, der Prototype des T-64 war zuvor übergangsweise mit der 115 mm Kanone D-68 bewaffnet worden, einer Modifikation der Kanone U-5TS des T-62. Im der Truppenerprobung zeigten sich schnell einige Mängel der 2A26, insbesondere hoher Rohrverschleiß machte sich bemerkbar. Schon ein Jahr später, 1969, war die Weiterentwicklung 2A26M verfügbar, die als 2A26M-2 auch in den ersten Kampfpanzern T-72 eingebaut wurde. Im Jahre 1970 erfolgte eine grundlegende Modernisierung, in deren Ergebnis die Kanone den Index 2A46 erhielt. Diese Kanone wurde die zukünftige Standardpanzerkanone aller bisherigen sowjetisch/russischen Kampfpanzer. Dabei sind die Kanonen 2A46 und 2A46-1 identisch und unterscheiden sich nur durch modifizierte feste Abweisereinrichtungen für den Einsatz zusammen mit den unterschiedlichen Ladeeinrichtungen der T-64, T-80 und T-72.

Die Hauptbaugruppen der Kanone sind das Rohr mit Wärmeschutzhülle und Ejektor (Rauchabsauger), der Verschluss mit Halbautomatik, die Rohrwiege, die Rücklaufeinrichtung, die Abfeuerungseinrichtung und die Richtmechanismen. Letztere gehören nach russischer Fachterminologie zur Kanone. Das Rohr besteht aus einem Stück, lediglich im Bereich des Ladungsraumes ist das Rohr doppelwandig ausgeführt.

Das Bodenstück und die Rücklaufeinrichtung, als die beweglichen Teile, werden durch einen sogenannten festen Abweiser aus massivem Stahlblech seitlich umschlossen, der zum einen die Besatzung beim Rücklauf der Kanone schützt und zum anderen der Befestigung zahlreicher Bedienungselemente dient. Zusätzlich sind beiderseits hinter dem Bodenstück bewegliche Schutzabweiser angebracht, die für Arbeiten an der Kanone zur Seite geklappt werden können. Wegen der unterschiedlichen Hülsenfangeinrichtungen der Ladeautomaten der T-64 und T-80 wurde die 2A46-1 mit einem veränderten festen Abweiser versehen. Das Rohr der 2A46 ist mit dem Bodenstück verschraubt. Eine massiver Stahlsteg an der oberen hinteren Seite des Wiegenrohres dient als Drehsicherung um ein Verdrehen des Rohres während der Nutzung auszuschließen. An der hinteren Unterseite des festen Abweisers befinden sich die angeschraubten Ausgleichsgewichte in Form mehrerer Stahlplatten, die zur Ausbalancierung der Kanone dienen um so insbesondere die Betriebscharakteristik der Waffenstabilisierung zu optimieren. Die Rohrrücklaufeinrichtung bestehend aus einer hydraulischen Rücklaufbremse verringert die Rückstoßkraft um das 10 bis 15 fache. Die Rückstoßkraft beträgt beim Schießen mit Unterkaliber schon runde 3,40 Meganewton, in anderen Worten etwa 340 Tonnen (tnf). Als Füllung für die Rücklaufeinrichtung wird STEOL-M bzw. POSCH-70 verwendet. Diese Flüssigkeiten arbeiten unter einem Arbeitsdruck von bis zu 49 Megapascal (500 kp/cm2) und bei erheblicher Erwärmung ohne ihr Volumen bedeutend zu vergrößern. Der Ausdehnungskoeffizient bei Temperaturerhöhung um 1 Grad Celsius beträgt lediglich 0,00065 K-1. Ein hydropneumatischer Rohrvorholer führt das Rohr nach erfolgtem Rücklauf in die Ausgangsstellung zurück und hält es dort bei jeder Rohrerhöhung.

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Bild 2, Kanone und Wiege

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Bild 3, Bodenstück von hinten

2A46-Bodenstueck.jpg
Bild 4, Bodenstück

Der in der Rohrmitte befindliche Ejektor hat die Aufgabe, nach dem Schuss im Rohr befindliche Pulvergase und Treibladungsteile nach vorne aus dem Rohr abzusaugen. Nach dem das Geschoss die Bohrungen im Kanonenrohr in Höhe des Ejektors passiert hat, füllt sich der Hohlraum des Ejektors mit Pulvergasen. Nach dem Verlassen der Rohrmündung , entspannen sich die komprimierten Gase und strömen mit ca. 500 m/sec durch die schräg nach vorn gerichteten Bohrungen durch das Rohr, erzeugen dabei einen Unterdruck im hinteren Rohrteil und reißen Pulvergase und feste Treibladungsteile nach vorn aus dem Rohr heraus. Die Wärmeschutzhüllen sollen die Rohrverbiegung des sehr langen Rohres mindern. Sie bestehen aus 4 Blechen mit Abstandsgummis, die um das Rohr gebogen und mit Rohrschellen befestigt werden. So kommt es, zum Beispiel, ohne Schutzhüllen bei Sonneneinstrahlung von zu einer Verbiegung von bis 0,8 Strich. Bei einer Schussentfernung von 2000 m sind das schon 1,6 Meter. Ähnliche Wirkung hat Regen auf das heißgeschossenen Rohr.

Bild 5 zeigt das Bodenstück der Kanone aus Sicht des Richtschützen eines T-72M. Die Kanone ist mit der roten Zurrstange in Marschlage gezurrt. Oben am Bodenstück ist der dunkelgraue Öffnerhebel sichtbar, mit dem der Verschluß in der Regel durch Kommandanten geöffnet wird. Wegen der Platzverhältnisse und daraus resultierenden der ungünstigen Kraftzüge ist dazu ein erheblicher Kraftaufwand notwendig, das Öffnen der Kanone durch den Richtschützen erwies sich in der Praxis als deutlich praktikablerer Methode. An der linken oberen Seite des Bodenstückes ist die Aufnahme für die Erhöhungslibelle angeschweißt, die bei Nichtbenutzung in der Turmnische abgelegt wird. An der unteren Seite des Bodenstücks ragt das zylindrische Ende der Rohrücklaufbremse hervor. Neben ihr, im Bild nicht erkennbar, befindet sich der Luftvorholer. Das weiße Schild in der Bildmitte gehört zur beweglichen Abweisereinrichtung und kann vom Kommandanten bei Arbeiten an der Kanone zur Hälfte seitlich und insgesamt nach vorn weggeklappt werden. Das Bild 6 zeigt die rechte Seite des festen Abweisers am Bodenstück mit der Lafette des 7,62 mm MG PKT und der Sicherung der mechanischen Abfeuerung. Die Sicherung, im Bild links unten, muss vom Kommandanten beim Abfeuern im Notbetrieb entsperrt werden und sperrt sich nach dem Schuss selbständig. Die Arretierung mit dem Zugring dient der Befestigung des Hülsenkastens, der im Foto nach unten herab hängt.

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Bild 5, Sicht vom Richtschützenplatz

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Bild 6, Kommandantenseite

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Bild 7, Sicht auf die Rohrwiege,
Rohr in hinterer Position

Das Bild 7 zeigt die Kanone in maximaler Rücklaufposition. Gut sichtbar sind die Gummipuffer am Wiegenrohr, die den Rücklaufstoß mindern. Die flache Stahlschiene verhindert ein Verdrehen des Bodenstücks in Bezug zur Rohrwiege. Im linken Bildteil ragt der Hebel hervor, der in der Ausgangsposition des Rohres am Wiederspannhebel für die Schlageinrichtung anliegt. Eine Parallelfunktion dieses Hebels ist das manuelle Schließen des Verschlusskeils. Dazu wirkt der Hebelmechanismus direkt auf die Auswerferhebel ein, was zum Freigeben und Schließen des Verschlusses führt. An der Turmdecke rechts neben dem Wiegenrohr ist die elektromechanische Kanonenzurrung befestigt. Sie zurrt bei eingeschaltetem Waffenstabilisator während des Ladezyklusses der automatischen Ladeeinrichtung die Kanone im Ladewinkel. Der kleine Rollenhebel mit elektrischem Endschalter, der rechts über den Schutzabweise nach innen in den Rücklaufweg der Kanone hinein ragt, hat die Aufgabe, bei Beginn des Rücklaufes bis zum vollständigen Vorlauf den Vertikalstabilisator zu blockieren. Damit soll ein Schlagen der Kanone beim Schuß verhindert werden, was die Streuung unzulässig vergrößern und die Richtanlage überlasten würde.

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Bild 8, Bodenstück

Verschluss_1.jpg
Bild 9, starre Ladehilfe

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Bild 10, bewegliche Ladeschale

Bild 8 erlaubt nochmals einen Blick von oben auf die Kanone. Gut erkennbar auf der Oberseite die beiden Hebel der Wiederspanneinrichtung / manuellen Keilschließvorrichtung. Zur zuverlässigen Führung der Munition beim Laden ist an der unteren hinteren Seite des Bodenstücks eine starre Ladehilfe angeschraubt, die den Abstand zwischen Munitionskassette und Bodenstück überbrückt (Bild 9). Bei geöffnetem Verschluss (Bild 10) schwenkt eine weitere Ladeschale die ein seitliches Ausbrechen der Munition beim Laden verhindert von links an den rechten Rand des Ladungsraumes heran. Schließt der Verschluss, wird die Ladeschale vom Verschlussblock zurück geschoben.

Die Halbautomatik (Bild 11) besteht im Wesentlichen aus einer Öffnerstange mit Schließerfeder, einer Öffnerwelle, einem Winkelhebel mit Rolle, dem Öffnerhebel, der Auswerfereinrichtung und der Abfeuerungseinrichtung. Beim Vorlauf der Kanone nach dem Schuss prallt die Öffnerstange gegen den Anschlag an der Kanonenwiege, drückt dadurch nach hinten, verdreht dabei die Öffnerwelle, die dadurch den Winkelhebel mit Rolle nach links schwenken lässt und dessen Rolle dabei den Verschlussblock nach links öffnet; der Schlagbolzen wird zurückgezogen. Beim vollständigen Öffnen nach erreichen der Ausgangsstellung der Kanone löst sich die Öffnerstange vom Anschlag und die Schließerfeder entspannt sich. Unter der Kraft der Schließerfeder verdreht sich die Öffnerwelle zurück, wobei der Winkelhebel mit Rolle den Verschlussblock nach rechts bewegt. Gleichzeitig haben sich beim Öffnungsvorgang die Auswerferhebel unter der Federkraft ihrer Spannfedern an den Verschlussblock angedrückt. Die Haltenasen der Auswerferhebel rasten nun in die Arretierungen am Verschlussblock ein und halten so den Verschluss in geöffneter Stellung. Beim nächsten Ladevorgang drückt der Rand der Treibladungshülse die Auswerferhebel aus den Arretierungen und geben so den Verschluss frei, der unter der Kraft der Schließerfeder, der Öffnerwelle und des Winkelhebels mit Rolle geschlossen wird; der Schlagbolzen wird an den Hülsenboden angepresst. Mit dem Hebel zum manuellen Wiederspannen der mechanischen Abfeuerung können die Auswerferhebel direkt betätigt und aus den Arretierungen herausgedrückt werden, so dass der Verschluss schließt. Der Öffnerhebel greift von oben auf die Verzahnung der Öffnerwelle ein und ermöglicht so das manuelle Öffnen des Verschlusses für den ersten Schuss.

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Bild 11, Halbautomatik

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Bild 12, Abfeuerung

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Bild 13, Abfeuerung,
Ansicht von Außen

Die Abfeuerungseinrichtung (Bild 12) besteht aus der mechanischen Schlageinrichtung, mit der Möglichkeit, den Schlagbolzen vom Richtschützenplatz aus beliebig oft nachzuspannen, und der elektrischen Zündeinrichtung. Im Verschlußkeil befindet sich dazu ein Schlagbolzen in elektrisch isolierter Führung, ein Schlagstück, die Schlagfeder und eine Mechanik die den Schlagbolzen beim Öffnen des Verschlusses zurückzieht bzw. beim Schließen wieder nach vorn gegen den Hülsenboden drückt. Diese Mechanik gewährleistet auch die Übertragung des elektrischen Zündimpulses über den Schlagbolzen auf die Anzündladung. Völlig unabhängig vom Zündverlauf wird das Schlagstück ausgelöst und doubliert die elektrische Zündung. Die Zündverzögerung beträgt 0,08 sec bei elektrischer Zündung und 0,16 sec für die doublierenden Schlagbolzenzündung. Bild 13 zeigt die äußeren Teile der Abfeuerung im eingebauten Verschlussblock. Zum Wechseln des Schlagbolzens muss der braune Sperrbolzen hineingedrückt werden und danach die Kontaktbaugruppe mit dem Kontaktblech auf ihrer Welle nach unten verschoben werden. Mit dem Schlagbolzenschlüssel kann nun die Abdeckung um 90 Grad verdreht und herausgenommen werden. Schlagfeder, Schlagstück und Schlagbolzen können nun gewechselt werden.

Die Betrachtungen zur Kanone sollen ergänzt werden durch die Darstellung der Munitionshalterungen für die nicht im Magazin untergebrachte Munition. Zusätzlich zu den 22 Schuss im Magazin der T-72 müssen je nach Modifikation weitere 17 bis 22 Schuss in Halterungen in Wanne und Turm befestigt werden. Bild 14 zeigt einen Blick auf den rechts vom Fahrer in der Wanne befindlichen Kraftstofftank, in dem rechts 3 Geschosse und links 4 Treibladungen untergebracht sind. Die Teilkreisscheibe verhindert ein unbeabsichtigtes Herausfallen der Geschosse. Eine weitere Treibladung steht rechts an der Seitenpanzerung. Hinter dem Kommandantensitz, im linken unteren Bildteil, können zwei Geschosse und ihre Treibladungen stehend befestigt werden. Auf dem Wannenboden an der Motortrennwand befindet sich ein querliegender Treibstofftank (Bild 15) mit neun vertikalen Schächten für Treibladungen. Darüber, befinden sich an jeder Wannenseite vier waagerechte Halterungen für Geschosse (Bild 16). An der linken Wannenseite direkt vor den vier Halterungen an der Motortrennwand befinden sich drei weitere waagerechte Halterungen für Geschosse, deren gummierte Halter für den Geschossboden im Bild 16 hinter den vier Halterungen an der Motortrennwand erkennbar sind. Die restlichen Munitionshalterungen befinden sich links hinter dem Fahrer in der Wanne, im Turm hinter dem Richtschützen und vor den Sitzflächen der Sitze auf dem Boden des Magazins.

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Bild 14, T-72 und T-90

2A46_Halter-Kartuschen-Wannenheck.jpg
Bild 15, T-72 und T-90

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Bild 16, T-72 und T-90

2A46_T-64.jpgBild 17, T-64 und T-80

Bei den Kampfpanzern T-64 und T-80 (Bild 17) mit 28 Schuss im Magazin befindet sich rechts vom Fahrersitz ein Treibstofftank mit Schächten für 8 zusätzliche Treibladungen und Geschosse. Je nach Modifikation können weitere 1-3 Treibladungen und Geschosse im Turminnenraum untergebracht sein.

Die Lebensdauer des Rohres (Stand 1986) beträgt in etwa maximal 900 Schuss mit Splittersprenggranaten bzw. Hohlladungsgranaten. Die mit einer zusätzlichen Treibladung versehene Unterkalibergranate verursacht durch den hohen Rohrinnendruck erheblichen Verschleiß. So soll bei einem Schuss APFSDS eine Rohrauswaschung von etwa 57 Gramm stattfinden. Infolge dessen erhöht sich das notwendige Moment der Hydraulikpumpe des Vertikalstabilisators nach 15 Schuss mit APFSDS-Geschossen um 1 kpm. Zum Ausgleich können am vorderen Teil des Ejektors Gewichtsringe verschraubt werden, welche die Stabilisierungsgenauigkeit wieder herstellen sollen. Im Ladungsraum wird beim Schuss gleichfalls Material ausgewaschen. Beim Schießen mit APFSDS-Geschossen vergrößert sich pro Schuss der Durchmesser des Ladungsraumes um 0,019 mm, bei den anderen Munitionsarten um etwa 0,002 mm. Das hat zur Folge, dass sich das Innenvolumen des Rohres vergrößert, der maximal mögliche Rohrinnendruck sinkt und sich letztendlich die Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses verringert. Die Streuungsellipse vergrößert sich. Dazu können aus der Schusstafel die entsprechenden Werte entnommen werden. Im Zielfernrohr kann darüber hinaus zur Korrektur, neben drei weiteren Werten, auch die Ladungsraumvergrößerung berücksichtigt werden 

Im Jahr 1984 erfolgte die nächste umfassende Modernisierung zur Kanone 2A46M.Diese Modernisierung behob einige Mängel, die sich im Verlauf des Truppendienstes gezeigt hatten. Die 2A46M in unterschiedlichen Anpassungen für T-72, T-64, T-80 und T-90 ist bisher die Standardkanone aller russischen Kampfpanzer.

Wichtige technische Daten der Kanonen und die Quellenangaben sind auf der Seite 2A46M Datenblatt zusammengefasst.

 

Part I Part 2

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