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105 mm M-57

 

Die französische 105 mm Panzerkanone M-57

Bereits seit Mitte der 50er Jahre wurde in Frankreich für den AMX-13 eine neue Kanone entwickelt da die Feuerkraft der ursprünglichen 75 mm Kanone für einen Jagdpanzer in absehbarer Zeit nicht mehr ausreichen würde. Die neue Kanone erhielt die Bezeichnung Modell 1957. Im Jahre 1963 wurde der neue Turm FL-12 mit der 105 mm Kanone M-57 unter anderem auch dem österreichischen Bundesheer vorgestellt, das gerade die Forderung nach einem Jagdpanzer mit einer dem Kampfpanzer überlegenen oder zumindest gleichwertigen Kanone aufgestellt hatte. Die ausgezeichnete Kanone erfüllte diese Anforderung und wurde die Standardkanone des Jagdpanzers Kürassier. Über 40 Jahre danach steht der Kürassier noch immer im aktiven Dienst des österreichischen Bundesheeres und in vielen anderen Streitkräften der Welt. Dies nicht zuletzt durch die Kombination mit einer immer wieder verbesserten, österreichischen Feuerleitanlage und einem einfachen aber zuverlässigen Ladeautomaten.

105 mm Panzerkanone M-57 des Jagdpanzer Kürassier

Die M-57 besteht aus dem Rohr mit Mündungsbremse und Thermoschutzhülle, dem Bodenstück mit Verschluss sowie der Rohrrücklaufeinrichtung. Das Gewicht der Kanone mit Mündungsbremse und Wiegenrohr beträgt 1210 kg. Ihre Lebensdauer, beim Verschuss der Hohlladungsgranate OCC-105-F1, erreicht über 1000 Schuß. Mit der selben Munition wird beim Schießen mit gemessener Entfernung eine Ersttreffwahrscheinlichkeit von P= 0,95 auf ein 1700 m entferntes Ziel von 2 m Höhe errreicht, was für die hohe Leistungsfähigkeit der M-57 spricht. Außer der Hohlladungsgranate wird die Sprenggranatpatrone OE-105-F1 und die Treibspiegelgeschosspatrone OFL-105-G1 verschossen. Letztere besitzt ein flügelstabilisiertes Unterkalibergeschoss mit einem Treibkäfig.

Das Rohr ist aus einem Stück geschmiedet und besitzt 32 Züge. Die Rohrlänge beträgt 44 Kaliberlängen, also 4620 mm. Die Steigung des rechtslaufenden Dralls ist mit 7°10' geringer als vergleichsweise bei der 105 mm Kanone L7. Damit erreichten die Konstrukteure das die damals in Frankreich hauptsächlich zur Panzerbekämpfung vorgesehene, speziell entwickelte Hohlladungsgranate OCC-105-F1 mit verringerter Eigenumdrehung das Rohr verlässt. Um den Rohrrücklauf im äußerst engen Turm auf maximal 360 mm zu begrenzen, musste eine Zweikammer-Mündungsbremse verwendet werden. Mit dem Übergang auf moderne flügelstabilisierte, unterkalibrige KE-Geschosse wurde die Zweikammerbremse durch eine neuentwickelte Einkammerbremse ersetzt. Ein Verschießen der Pfeilmunition durch die alte Mündungsbremse hindurch wäre nicht möglich gewesen.

Eine Wärmeschutzhülle wurde von den Entwicklern frühzeitig als notwendig erkannt. Sie besteht aus drei Metallblechen die mit Abstandshaltern um das Rohr herumgelegt und befestigt werden.
An der Mündung des Rohres befindet sich das Gewinde zum Aufschrauben der Mündungsbremse. Am anderen Rohrende sorgt ein zylindrisches Endstück für die Zentrierung im Bodenstück und eine Rohrverbindungsmutter für die feste Verschraubung im Bodenstück. Ein Rohrsicherungskeil verhindert das Verdrehen von Rohr und Bodenstück beim Schießen.

Das Bodenstück nimmt in einem Gewinde in der Vorderseite das Rohr auf. Außerdem ist an seiner unteren Seite auch die Aufnahme für die Rohrrücklaufeinrichtung angebracht. An der rechten hinteren Seite befinden sich die Teile der Halbautomatik. Senkrecht durch den Verschlussblock hindurch verläuft die Öffnerwelle. An der Oberseite der Öffnerwelle ist die Öffnerkurbel angebracht. Die Öffnerkurbel mit Öffnerrolle  wird oben in der Verschlußsteuerleiste geführt, die an der Wiege befestigt ist. Beim Rohrrücklauf wird die federnd gelagerte Öffnerrolle zunächst von der Verschlußsteuerleiste nach unten gedrückt. Beim Vorlauf läuft die Öffnerrolle auf die Verschlußsteuerleiste auf und rollt an der Steuerkurve links der Verschlußsteuerleiste ab. Dabei dreht sich die Öffnerkurbel und öffnet den Verschluß. Die Auswerferhebel schlagen beim Vorbeigleiten des Verschlusskeils zurück und werfen die Patronenhülse durch das Turmheck aus. Für diese Funktion ist die halbautomatische Lade- und Auswurfeinrichtung vorgesehen. Eine Sicherungseinrichtung blockiert mechanisch die Ansetzervorrichtung des Laders wenn sich der Verschlußkeil nicht vollständig öffnen sollte.

An der hinteren Seite des Bodenstückes befindet sich oben das Schließerfedergehäuse. Die Schließerfeder wirkt direkt über die Schließerstange auf die Schubkurbel die den Verschlußkeil horizontal bewegt. Beim Laden drückt der Patronenrand die Auswerferhebel zurück, diese geben den Verschlußkeil frei. Die Schließerfeder entspannt sich und schließt über die Schubkurbel den Verschluß. An der unteren Seite des Bodenstückes ist der Handöffnerhebel auf die Öffnerwelle aufgesetzt. Der Handgriff zum Öffnen befindet sich dabei auf der Kommandantenseite. Dank der Zahnradübersetzung lässt sich der Verschluss ohne größeren Kraftaufand von Hand öffnen.
Zusätzlich kann der Richtschütze über den ebenfalls auf die Öffnerwelle wirkenden Wiederspannhebel auch die mechanischen Schlageinrichtung im Verschlußkeil nachspannen wenn dies nach einem Zündversager erforderlich sein sollte. Im Bild oben rechts erkennt man den Wiederspannhebel oberhalb der Rohrrücklaufeinrichtung, der Öffnerhebel verläuft von den Ritzeln an der Öffnerwelle nach rechts unten wo sich der hochklappbare Öffnergriff befindet.

Beim Verschluss handelt es sich um einen Flach- bzw Horiziontalkeilverschluß. Die Abfeuerungseinrichtung ist als mechanisch wirkende Schlagbolzenzündung konstruiert. Die Teile des Verschlusses sind im unteren linken Bild zu sehen. Das Spannen der Schlagbolzenfeder erfolgt beim Öffnungsvorgang. Das Abfeuern kann vom Richtschützen über das linke Pedal sowohl elektrisch als auch mechanisch erfolgen. Zum elektrischen Abfeuern muß der Richtschütze die Pedalraste mit dem Fuss nach links verschieben um sie zu entsichern und drückt anschließend das Pedal nach unten. Ein elektrischer Endschalter am Pedal schließt den Abfeuerungsstromkreis und ein Elektromagnet am Bodenstück gibt über eine mechanische Verbindung den Schlagbolzen frei.

Im Notbetrieb verfährt der Richtschütze analog. Allerdings drückt er das Pedal bis zum Anschlag nach unten. Dabei wird über einen Bowdenzug der Elektromagnet der Abfeuerung mechanisch herausgezogen und gibt dabei den Schlagbolzen in gleicher Weise frei wie beim elektrischen Abfeuern. Das rechte Pedal dient der ausschließlich mechanischen Abfeuerung des Maschinengewehrs. Die Verfahrensweise beim Abfeuern ist analog. Somit kann nur der Richtschütze mit dem Maschinengewehr schießen.
Für den Kommandanten besteht nur die Möglichkeit der elektrischen Abfeuerung für die Kanone. Dazu hat er an seinem Richtgriff, links unten im Bild, einen Abfeuerungsknopf. Auf der Richtschützenseite befindet sich die mechanische Sicherung der Abfeuerung. Sie wirkt direkt auf die Stange die von dem Elektromagneten beim Anfeuern angezogen wird. Steht der Sicherungshebel auf Fahrt, dann ist die Zugstange blockiert, in der Stellung Schuss wird sie freigegeben. Die elektrische Abfeuerung wird am Turmschaltkasten eingeschaltet.

Die Rohrrücklaufeinrichtung befindet sich unter dem Bodenstück. Sie besteht aus der hydraulischen Rohrrücklaufbremse und dem hydropneumatischem Zweikammer-Rohrvorholer. Beide Baugruppe sind fest am Bodenstück befestigt und laufen beim Rücklauf mit. Die Kolbenstangen sind an der Rohrwiege befestigt.

 

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Copyright: Stefan Kotsch