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120 mm L11
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[100 mm D-10]
[105 mm L7] [105 mm M68] [105 mm M-57] [115 mm U-5TS] [120 mm L11] [120 mm Rh] [120 mm F1] [125 mm 2A46] [125 mm 2A46M] [152 mm M81] |
Die britische 120 mm Kanone L11Bereits
in den frühen 50 Jahren, der Kampfpanzer CENTURION wurde noch
mit der 83,8 mm Kanone produziert, starteten bereits die Entwicklungsarbeiten
für die neue gezogene 120 mm Kanone L11. Im Jahre 1962 begannen
erste Schussversuche mit dem Prototyp der L11. Die neuen Kanone
L11 war vorgesehen
für die Bewaffnung des sich in Entwicklung befindlichen Kampfpanzers
FV 4201 CHIEFTAIN. Die Konstrukteure der britischen Staatsfirma Royal Ordonance orientierten sich an der 120 mm Kanone
L1 des CONQUEROR, von dem nur wenige Serienfahrzeuge gebaut
wurden.
Die Kanone ist nach dem klassischen Schema aufgebaut. Die Hauptteile sind das Rohr mit Bodenstück und Rauchabsauger, die Rücklaufeinrichtung mit zwei hydraulischen Rohrrücklaufbremsen und einem hydropneumatischen Rohrvorholer sowie die Abfeuerungseinrichtung. Der Keilverschluss ist vertikal angeordnet. Die Besonderheit der Kanone besteht darin, dass hülsenlose Treibladungen verwendet werden. Der Verschluss ist deshalb mit einem speziellen Liderungsring versehen, der nach dem Schließen des Verschlusskeils die Abdichtung zwischen Rohr und Verschlusskeil garantiert. Wegen des Fehlens einer Hülse mit der klassischen Zündschraube im Hülsenboden werden die Treibladungen durch besondere Anzündpatronen gezündet. In den folgenden Bildern sind dargestellt. Im linken Foto ein Blick auf die linke Seite der Kanone mit dem roten Spannhebel (links) für das Koaxial-Maschinengewehr, dem Schließerhebel (mitte) und dem Öffnerhebel (rechts) für den Verschluss. Die Lafette für das MG befindet sich links oben an der Rohrwiege, direkt oberhalb der Hülsenfangeinrichtung, die nach unten weiter führt in den Hülsensammelkasten. Nach dem Schuss öffnet der Verschluss selbstätig durch die Wirkung der Halbautomatik, die sich vorn unterhalb im Bodenstück befindet. Das mittlere Bild zeigt eine Gesamtansicht der L11. An der Mündung befindet sich die Aufnahme für den Referenzspiegel der Feldjustieranlage, es folgt der Rauchabsauger und das Bodenstück. Links unten am Bodenstück befindet sich der Winkelhebel, an dem der unbewegliche Öffnerhebel in der Ausgangslage ansetzt und darunter ein Gleitstein, der die Führung des Bodenstücks beim Rücklauf gewährleistet. Beim Rücklauf gleitet darüber hinaus der Winkelhebel über die Kurvenscheibe der Halbautomatik, was beim nachfolgenden Vorlauf den Öffnungsvorgang einleitet. An der Stirnseite des Bodenstücks befindet sich unten die Einrichtung zum automatischen Wechseln der Anzündpatronen mit einem Magazin für 15 Patronen. Darüber befindet sich die ovale Abdeckung der elektrischen Kontaktbaugruppe für die galvanische Abfeuerung der Anzündpatronen. Die nächsten Bildreihe zeigt einen detailierteren Blick auf den Verschluss und die Bauteile der Abfeuerung der Kanone. Links ein Schnittbild durch das Bodenstück bei geschlossenem Verschlusskeil. Im Ladungsraum befindet sich ein Treibladungsbeutel (orange). Das Rohrmundstück wird durch den Liderungsring (blau) abgedichtet, der zwischen Veschlusskeil und Rohrmundstück fest in die entsprechende Führungsrille eingepresst wird und durch den Druck der Pulvergase in Verbindung mit seiner besonderen Form zusätzlich angepresst wird, was die vollständige Abdichtung gegen das Durchbrechen von Pulvergasen garantiert. Der Liderungsring wird durch die Sperrklammer, die oben in der Verschlussbahn eingehängt ist, gegen herausfallen gesichert. Wegen der hohen Verschmutzung während des Schießens muss der Liderungsring mindestes alle 60 Schuss oder täglich herausgenommen und zusammen mit dem Sitz des Liderungsringes gereinigt werden. In der grauen Schnittfläche des Verschlusskeils ist der Zündkanal (weiss) gut erkennbar, durch den der Feuerstrahl der Anzündpatrone (gelb) hindurch auf den Treibladungsbeutel trifft und ihn zündet. Die Anzündpatrone wird elektrogalvanisch gezündet. Dazu ist die Kontaktbaugruppe (dunkelrot) für den elektrischen Zündimpuls im hinteren unteren Teil des Bodenstücks untergebracht. Der Zündkontakt kann nach hinten herausgenommen und gewechselt werden. Über den nach rechts herausgeführten Kontaktstift ist die Kontaktbaugruppe im beweglichen Bodenstück mit der elektrischen Kontakteinrichtung am feststehenden Teil der Wiege verbunden. Nach den Öffnen des Verschlusses wird die Anzündpatrone ausgeworfen. Das mittlere Foto zeigt den sogenannten "vent tube loader", also die Einrichtung zum Wechseln der Anzündpatronen. Sie enthält ein Magazin mit 15 Anzündpatronen. Nach dem Auswerfen der leeren Anzündpatrone wird automatisch eine neue Anzündpatrone in das Patronenlager eingeführt. Nach dem Schließen des Verschlusses gleitet die Anzündpatrone mit dem Verschlusskeil nach oben und bleibt direkt vor der Kontaktbaugruppe stehen. Die Kanone ist damit erneut feuerbereit. Beim mittleren Foto ist links des grünen Bodenstücks die Kurvenscheibe der Halbautomatik zum Öffnen des Verschlusses zu erkennen. Das rechte Foto erlaubt abschließend einen geschlossenen Blick auf die Stirnseite des Bodenstücks. Der Liderungsring und die zugehörige Sperrklammer sind entfernt. In der abschließenden Fotoreihe einige interessantente Ansichten auf die Kanone und den Arbeitsplatz des Ladeschützen. Das linke Foto zeigt noch einmal einen Blick auf die Kanone mit der rechten oberen Rohrrücklaufbremse. Die zweite Rohrrücklaufbremse befindet sich diagonal gegenüber an der linken unteren Seite. Dabei sind die Kolbenstangen nicht durch das Bodenstück hindurchgeführt, sondern an einem sogenannten "Joch" vor dem Bodenstück befestigt. Rechts und links des Bodenstücks befinden sich die Schutzabweiser für Kommandant/Richtschütze und den Ladeschützen. Dabei ist der Ladeschützenabweiser beim Laden zu öffnen und nach Abschluss des Ladevorgangs zu schliessen, was über einen entsprechenden Mikroschalter die elektrische Abfeuerung freigibt. Das zweite Foto zeigt die Unterbringung der Treibladungsbeutel in getrennten, flüssigkeitsummantelten Spezialbehältern und die Halterung für APFSDS-Geschosse. An der linken Turminnenwand ist der Gurtkasten für das 7,62 mm Koaxial-MG angebracht, dessen Endlosgurt nach rechts zur Lafette des MG geführt wird. Ursprünglich waren die CHIEFTAIN mit einem zusätzlichen 12,7 mm Einschieß-MG ausgestattet. Die Lafette dieses MG ist bei der Modernisierung, bei der auch ein Laser-Entfernungsmesser eingebaut wurde, entfernt worden. Der Durchbruch durch die Frontpanzerung ist in der Folge verschweisst worden. Das Koaxial-MG feuert durch eine Öffnung direkt in der Walzenblende links oberhalb der Kanonenrohres. Das dritte Foto zeigt einen der Treibladungsbehälter in geöffnetem Zustand, das rechte Foto die hintere linke Seite des Arbeitsplatzes des Ladeschützen. Gut erkennbar die Befestigungspunkte für Geschosse. Darüber hinaus ist der Ladeschütze des CHIEFTAIN traditionell für die Bedienung des Funkgerätesatzes verantwortlich. Teile der Geräteausstattung sind deutlich im Regal in der Turmnische erkennbar. Das linke Foto erlaubt einen Blick auf die Walzenblende des CHIEFTAIN. Sie ist zu Gunsten einer maximalen Dicke der Hauptpanzerung ausgesprochen schmal gehalten. Rechts oberhalb der Kanone befindet sich der Durchbruch des Koaxial-MG. das Foto zeigt ebenfalls die verschweisste ovale, senkrechte Öffnung für das entfernte 12,7 mm Einschiess-MG. Im Verlaufe der langen Dienstzeit wurden mehrere Veränderungen an der L11 vorgenommen. Die wichtigsten sind:
Die britische Kanonenentwicklung konnte mit der L11 erfolgreich an die 105 mm Kanone L7 anknüpfen. Während sich das deutsche Heer und die US-Armee für die glattrohrige 120 mm Kanone von Rheinmetall entschieden, entschlossen sich britische Militärs, die gezogene 120 mm Kanone wegen ihrer hervorragenden ballistischen Eigenschaften beizubehalten. In der Praxis hatten nämlich die Besatzungen mit Erfolg immer wieder überwiegend Quetschkopfgranaten verwendet. Der CHIEFTAIN musste selten gegen Kampfpanzer mit moderner Mehrschichtpanzerung antreten, obzwar sehr leistungsfähige APFSDS-Geschosse zur Kampfbeladung gehörten. Beim Verschießen drallstabilisierter HESH-Granaten konnte die L11 dagegen eindrucksvoll die Vorzüge gezogener Rohren ausspielen. So besitzt der Nachfolger der L11, die Kanone L30 für den CHALLANGER-2, ebenfalls ein gezogenes 120 mm Rohr. Dennoch bekam BAE Land Systems (vormals Royal Ordonance) im Jahre 2004 den Auftrag, eine glattrohrige 120 mm Kanone zu entwickeln. Zu Versuchszwecken wurde in einem CHALLANGER-2 eine 120 mm L55 Kanone von Rheinmetall eingebaut und in 2006 mit Schussversuchen begonnen. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Anlage: Eine Darstellung der einzelnen Bedienelemente der Modifikation L11A5: 1
- Spritzschutz, 2 - rechte Rücklaufbremse, 3 - Druckspeicher
Rohrvorholer, 4 - Lafette für Koaxial-MG, 9
- Rohrwiege, 10 - Schildzapfen, 11 - Parallelogrammgestänge
für Zielfernrohre, 12 - Rohrvorholer,
Ein herzliches Dankeschön an Dag, Stuart und Peter für die ausgezeichneten Fotos und zusätzlichen Informationen. |
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Copyright: Stefan Kotsch |