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120 mm L11/L30A1

Die Munition für die 120 mm Kanonen L11 und L30A1

Die in den 60er Jahren in mehreren westlichen Staaten in Entwicklung befindlichen Glattrohrkanonen zeigten zuunächst noch 120mm-Brit-Mun.jpgSchwächen im Streuungsverhalten. Die britischen Entwickler sahen deshalb die Zukunft der britischen Entwicklung, bestätigt durch die hervorragende ballistische Leistung der 105 mm Kanone L7, in einer gezogenen Panzerkanone vom Kaliber 120 mm. Auch die britischen Militärs sprachen sich für eine Zugrohrkanone aus, weil sie der Meinung waren, eine solche Kanone verfüge über ein breiteres Einsatzspektrum bei einer umfangreicheren Anzahl verschiedener Geschossarten. Insbesondere waren die britischen Militärs davon überzeugt, dass die Quetschkopfgranate auf lange Sicht die Hauptmunitionsart bleiben wird. Die hohe Treffgenauigkeit der Quetschkopfgranate und ihre große Wirkung im Ziel schien den Befürwortern der Zugrohrkanone recht zu geben. Konsequenterweise war dann auch die Quetschkopfgranate in beiden Golf-Kriegen die am meisten verwendetete Munitionsart der britischen Panzereinheiten.

Hier nun die Munitionsarten für die 120 mm Kanonen L11 und L30A1

Typen- bezeichnung

Munitionsart

Anfangs- geschwindigkeit

Gewicht
Geschoss

Sprengstoff
gewicht

Besonderheiten

L15A4

APDS

1370 m/s

10,36 kg

-

nur für die Kanone L11

L20A1

(AP)DS Üb

1451 m/s

5,8

-

Übungsgeschoss

L23

APFSDS

1534 m/s

8 kg

-

Wolfram-Nickel-Kupfer Penetrator

L26 CHARM 1

APFSDS

keine Angaben

8,5 kg

-

abgereichertes Uran, für die Kanone L30A1

L27 CHARM 3

APFSDS

keine Angaben

keine Angaben

-

abgereichertes Uran, für die Kanone L30A1

L31

HESH

670 m/s

17,1

4,2 kg

Quetschkopfgranate

L32

HESH Üb

670 m/s

17,1 kg

-

Übungsgeschoss, ohne Sprengstoff

L34 SMOKE

Nebelgeschoss

670 m/s

17,3 kg

4,2 kg*

*( Phosphor

sowie die Treibladungen

Typ

Pulverbezeichung

Pulvergewicht

Pulverart

Bestimmung

L3

NQ/S27-09

3,03 kg

Röhrenpulver

für die L31 HESH, L32 HESH Üb
und L34 SMOKE

L4

NQ/S53-12

8,4 kg

Röhrenpulver

für die L15A4 APFSDS

L5

NQ/S27-09

5,16 kg

 Röhrenpulver

für L20A1 APDS Üb

L8

AX/S64-20

6,65 kg

Röhrenpulver

für die L23 APFSDS,
(und L26 APFSDS für die Kanone L11)

L12

keine Angaben

keine Angaben

keine Angaben 

für die L15A1 APDSFS,
(und L26 APFSDS für die Kanone L11)

L14A1

keine Angaben

keine Angaben

Röhrenpulver
auf Basis von RDX

für die L26 APFSDS Kanone L30A1

L14A2

keine Angaben

keine Angaben

Röhrenpulver
auf Basis von RDX

für die L26 APFSDS Kanone L30A1

L16A1

keine Angaben

keine Angaben

keine Angaben

für die L27 APFSDS Kanone L30A1

Das unterkalibrige panzerbrechende Geschoss L15 (APDS-T) mit abspringender Führungshülse und Leuchtspur ist im wesentlichen eine Modifizierung des bereits Mitte des 40er Jahre entwickelten APDS-Geschosses für die 57 mm 6pdr Kanone, das später für weitere britische Panzerkanonen, so auch die 105 mm Kanone L7 adaptiert wurde. Das Geschoss besteht aus einer Führungshülse aus Leichtmetall mit einem Dichtungsring am Heckteil. Im hinteren Drittel umspannt ein Führungsband aus Kunststoff die Hülse, das die Führung in den Zügen des Rohres gewährleistet und den Drall auf das Geschoss überträgt. Im konisch geformten Innenboden ist das eigentliche Geschoss eingesetzt. Ein dreiteiliger Führungsring am vorderen Teil der Führungshülse fixiert und zentriert das Geschoss. Der Führungsring wird von einem weiteren Führungsband zusammengehalten. Beim Abschuß wird dieses vordere Führungsband unter der Wirkung der Drallkräfte zerstört und löst sich vom vorderen Führungsring. Die drei Teile des Führungsrings lösen sich unter der Wirkung der Drallkräfte und dem Luftwiderstand vom Geschoss, worauf der Luftwiderstand die Führungshülse abstreift. Das Geschoss setzt seinen Flug fort, die Führungsteile fallen in etwa 500 m Entfernung zu Boden. Das Geschoss selbst besteht aus einer stabilisierenden metallischen Hülle und einem Penetrator aus einer Wolframlegierung. Bei der L15A4 wurde der Penetrator mit einer Kappe versehen, um die Durchschlagsleistung zu erhöhen und ein Abgleiten an der Panzerung zu vermeiden. Die Durchschlagsleistung der L15 wird mit 355 mm Stahl auf 1000 m angegeben. Mit der verbesserten L15A4 können 450 mm Stahl auf 2000 m durchschlagen werden.

120mm_L15.jpg
120 mm L15 APDS

120mm_L15-Schnitt-2.jpg
120 mm L15A4

120mm_L20-Ueb.jpg
120 mm L20 APDS Üb

120mm_L15-Schnitt.jpg
120 mm L20 APDS Üb

Für das Geschoss L15 wurde ein Übungsgeschoss L20 mit Leuchtspur (DS-T) entwickelt, dass gleiche ballistische Eigenschaften wie das Gefechtsgeschoss besitzt, allerdings aus einem kostengünstigeren Metall für das Geschoss besteht. Außerdem wurde das L20 Geschoss so konstruiert, dass der Rohrverschleiß während der Übungsschießen erheblich gesenkt werden konnte. Bis 1100 m besitzt die L20 die selbe Flugbahncharakteristik wie die L15.

Als sich zeigte, dass die Wirkung der L15 die Bekämpfung moderner Kampfpanzer nicht mehr zuliess, wurde ein flügelstabilisiertes Unterkalibergeschoss mit Treibkäfig APFSDS entwickelt. dabei zunächst das Geschoss L23 für die 120 mm Kanone L11 des Chieftain. Die effektive Schussweite beträgt 3500 m. Das Geschoss L23A1 ist eine Modernisierung mit einem verlängerten Penetrator, der eine höhere Durchschlagskraft ermöglichte. Das linke Bild zeigte ein L23 Geschoss mit der Schutzkappe am Geschossboden. Da bei der 120 mm Kanone Geschoss und Treibladung im Kampfraum getrennt gelagert sind, werden die Flügel des Geschosses durch diese Kappe geschützt. Das zweite Bild zeigt das Geschoss ohne diese Schutzkappe. Die APFSDS-Geschosse besitzen prinzipiell den gleichen Aufbau. Ein Penetrator aus einer extrem harten Metalllegierung, z.B. Wolframkarbid oder abgereichertes Uran, wird von einer stabilisierenden Metallumhüllung umgeben, an deren Ende die Flügel angebracht sind. Das Geschoss wird von einem dreiteiligen Treib- und Führungskäfig umschlossen, der an der Kontaktfläche zum Geschoss mit schrägen Nuten versehen ist. Die entsprechend spiegelverkehrt an der Geschosshülle angebrachten schrägen Nuten nehmen die Beschleunigungskräfte beim Abschuss auf und übertragen sie auf das Geschoss. Am Heck des Führungskäfigs werden die Teile des Käfigs von einem Kunststoffführungsband umschlossen, das beim Einwirken der Drallkräfte im Rohr der Kanone durchrutscht. Dadurch wird verhindert, dass der Drall auf das Geschoss übertragen wird. Die Stabilisierung im Flug wird vollständig von den Flügeln am Geschossheck übernommen.

120mm_L23.jpg
120 mm L23 APFSDS

120mm_L23A1.jpg.jpg
120 mm L23A1 APFSDS

120mm_L26_a.jpg
120 mm L23A1 APFSDS

120mm_L26.jpg
120 mm L26 APFSDS

120mm_L27.jpg
120 mm L27A1 APFSDS

Für die 120 mm Kanone L30A1 des Challanger wurde die Weiterentwicklung L26 konstruiert, die ein vergrößertes Längen-Durchmesserverhältnis aufweist. Der Penetrator besteht aus abgereichertem Uran. Beim Geschoss L27A1 wurde das Längen-Durchmesserverhältnis nochmals vergrößert um die Durchschlagswirkung weiter zu erhöhen. Die L27, gleichfalls mit einem Penetrator aus abgereichertem Uran, wurde Anfang der 90er Jahre entwickelt und als L27A1 1999 in den Truppendienst übernommen.

Die aus britischer Sicht lange Jahre als wichtigste Munitionsart angesehene Quetschkopfgranate L31 zeigt das erste Bild der folgenden Reihe. Diese Granate besteht aus einer relativ dünnen Metallhülle, an deren vorderem Mundstück eine ballistische Haube aus einem weichen Metall aufgesetzt ist. Das Geschoss ist mit einem brisanten Sprengstoff gefüllt. Am Geschossboden sitzt der eingeschraubte feste Treibboden sowie ein Bodenzünder mit verzögerter Aufschlagwirkung. Beim Auftreffen auf ein hartes Ziel drückt sich der Geschosskörper, und damit auch die Sprengladung, auf und vergrößert dabei die Kontaktfläche mit dem Ziel erheblich. Kurz darauf, aber leicht verzögert, löst der Bodenzünder die Detonation der Sprengladung aus. Auf Grund der großen Kontaktfläche mit dem Ziel wird ein starker Impuls auf das Ziel übertragen, der zur Zerstörung führt. Schwer gepanzerte Ziele werde dabei nicht durchschlagen, allerdings führt das explosionsartige Ablösen von Teilen der Panzerung an der Kampfrauminnenseite zu einer ausreichenden Vernichtungswirkung. Zum Zeitpunkt der Einführung dieser Granate konnten fast alle Kampfpanzer bekämpft werden. Die HESH-Granate wurde noch in den Golfkriegen 1991 und 2003 erfolgreich eingesetzt und war sogar die am meisten verwendetet Granate der britischen Kampfpanzer. Sie ist gegen Feldbefestigungen, Bunker oder leicht gepanzerte Ziele sehr wirkungsvoll. Allerdings kann die HESH-Granate gegen offene Ziele wegen der geringen Splitterwirkung kaum effektiv eingesetzt werden.
Ein weiterer Nachteil ist die sehr geringe Anfangsgeschwindigkeit von nur 670 m/s und die damit verbundene Windempfindlichkeit. Wegen des relativ weichen Geschosskörpers kann die Anfangsgeschwindigkeit nicht weiter erhöht werden ohne das Geschoss beim Abschuss zu deformieren. Die maximal wirksame Schussentfernung, wenn auf ein schweres Standardziel geschossen wird, beträgt 8500 m. Die HESH kann auch für das Schießen im halb- oder indirekten Feuer verwendet werden. In diesem Fall kann bis 10600 m geschossen werden

120mm_L31.jpg
120 mm L31 HESH

120mm_L31_a.jpg
120 mm L31 HESH

120mm_L32-Ueb.jpg
120 mm L32A6 HESH Üb

120mm_L34-Smoke.jpg
120 mm L34 SMOKE

120mm_L34-Smoke_a.jpg
120 mm L34 SMOKE

Ein weiteres verwendetes Geschoss ist die L34 SMOKE, eine Nebelgranate. Ihre äußere Gestaltung ähnelt der HESH. Der Geschosskörper ist mit einer Füllung aus weissem Phosphor gefüllt, der beim Explodieren der Granate eine starke Nebelwirkung hervorruft. Mit der L34 SMOKE sollen gefährliche Ziele geblendet werden, um ihnen Beobachtungs- und Feuermöglichkeit zu nehmen. Wegen des relativ weichen Geschosskörpers besitzt die L34 ebenfalls nur eine Anfangsgeschwindigkeit von nur 670 m/s.

Für die zu verwendenden Treibladungen entschlossen sich die Entwickler zu einer im Panzerbau bisher einmaligen Lösung und verzichteten völlig auf die klassische Metallhülse mit der üblichen Zündschraube im Patronenboden. Alle Treibladungen bestehen aus einer vollständig verbrennende Hülle aus Textil oder hartem Zellulosematerial.
Die Treibladung L3A1, im Bild ganz links, wird beim Verschießen von HESH-Granaten, HESH-Übungsgeschossen und Nebelgeschossen verwendet. Die Treibladung besteht aus einem textilen, vollständig verbrennenden Beutel mit halbkreisförmigem Querschnitt. Am Kopfteil des Treibladungsbeutels befindet sich ein Stoffband zum herausziehen der Treibladung aus den geschützten Treibladungsbehältern im Kampfraum. Am Bodenteil des Treibladungsbeutels ist eine gesonderte Anzündladung untergebracht, die, vom Zündstrahl der Zündpatrone im Verschlusskeil gezündet, den Zündimpuls auf die Treibladung überträgt. Die Treibladung selbst besteht aus 3,03 kg Röhrenpulver mit einer Länge von 635 mm. Die Gesamtlänge der Treibladung beträgt 658 mm bei einem Gewicht von 3,15 kg.

Treibladung-L3A2.jpg
Treibladung L3A1

Treibladung-L4A51.jpg
Treibladung L4A5

Treibladung-L8A1.jpg
Treibladung L8A1

vent_tube.jpg
Treibladungsanzündpatrone L3A1

Die Treibladung L4A5, im zweiten Bild von links, ist vorgesehen zum Verschuss der APDS-Gschosse. Sie besteht aus einem zylindrischen, vollständig verbrennenden Mantel aus Hart-Nitrozellulose, trägt ebenfalls am Kopfteil ein Stoffband zum herausziehen und eine Anzündladung am Bodenteil. Wegen der vergrößerten Ladung für den Verschuss von APDS-Geschossen besitzt die Treibladung einen vollen zylindrischen Querschnitt. Die Treibladung besteht aus einem Bündel Röhrenpulver von 686 mm Länge und einem Gewicht von 8,4 kg. Zwischen Treibladung und Anzündladung ist eine trennende Lochscheibe aus Hart-Nitrozellulose angeordnet, um die gleichmäßige Übertragung des Zündimpulsen zu gewährleisten. Die Gesamtlänge der Treibladung beträgt 711 mm bei einem Gewicht von 9,1 kg.
Die Treibladung L8A1 besteht gleichfalls aus einem zylindrischen vollständig verbrennenden Mantel aus Hart-Nitrozellulose mit Tragband am Kopf und Anzündladung am Bodenteil, die durch eine Lochscheibe aus Hart-Nitrozellulose vom Bündel Röhrenpulver getrennt ist. Die Anzündladung besteht aus vier Säckchen mit jeweils 1,8 Gramm Pulver als Initialladung sowie vier Säckchen mit jeweils 21,3 Gramm Pulver für die eigentliche Anzündladung. Die Treibladung besteht aus einem Bündel Röhrenpulver von 559 mm Länge und 6,65 kg Gewicht. Die Gesamtlänge der Treibladung beträgt 709 mm bei einem Gewicht von 7,6 kg.

Die Treibladungsanzündpatrone für die Kanone L11 ist, ganz rechtes Bild, die sogenannte TUBES VENT ELECTRIC (TVE) vom Typ L3A1. Sie ist ähnlich einer Gewehrpatrone aufgebaut, trägt an Stelle der Schlagzündkapsel eine elektrisch zu zündende Kapsel am Patronenfuß. Der Elektrokontakt am Patronenboden überträgt den Stromimpuls aus dem Kontaktstift im VENT TUBE LOADER, dem Magazin für die Treibladungsanzündpatronen, über einen elektrisch isolierten Draht auf die Zündladung am Patronenfuß. Diese Ladung zündet die eigentliche Anzündladung aus pelletartigem Pulver. Der entstehende Zündstrahl wird über den Zündkanal im Verschlusskeil auf die Anzündladung am Bodenteil der Treibladungsbeutel übertragen. Die L3A1 Treibladungsanzündpatrone ist, neben der ebenfalls verwendeten, ursprünglichen L1A4 Zündpatrone, zusätzlich auch zum Verschießen von APFSDS-Geschossen geeignet. Aus diesem Grund wurde die L4A1 entwickelt, die sich, prinzipiell gleich aufgebaut, jedoch zum Verschuss sämtlicher verfügbaren Geschossarten eignet.
Die L1A4 und L3A1 sind nicht für den Einsatz in der 120 mm Kanone L30 des CHALLANGER 2 verwendbar, währdend die L4A1 auch in dieser Kanone verwendeter werden darf.

 

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Stefan Kotsch