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Die Munition für die
105 mm Kanone L7A
Für die 105 mm Kanone L7 wurde im Laufe
der Jahre eine Vielzahl an Munitionsarten entwickelt und in die Truppe eingeführt.
Noch immer wird diese Kanone in zahlreichen Armeen der Welt verwendet und
deshalb ist auch die Weiterentwicklung der 105 mm Munition nach wie vor
ein aktuelles Thema. Da diese Munition in einer ganzen Reihe von Staaten
in Lizenz hergestellt wird, gibt es eine große Zahl verschiedenster
Typenbezeichnungen. Oft unterscheiden sich die einzelnen Typen nur in Details.
Deshalb werden hier nur die Wichtigsten beschrieben.
Typen- bezeichnung |
Munitionsart |
Anfangs- geschwindigkeit |
Besonderheiten |
M392 |
unterkalibriges, panzerbrechendes Wuchtgeschoss, APDS-T |
1478 m/sec |
mit abtrennbarem Unterboden |
M
735 |
unterkalibriges, panzerbrechendes Wuchtgeschoss, APFSDS-T |
1455 m/sec |
mit Treibkäfig, Flügelstabilisiert, 0,2 EFC |
M 774 |
unterkalibriges, panzerbrechendes Wuchtgeschoss, APFSDS-T |
? |
mit Treibkäfig, Flügelstablisiert, Kern aus
abgereichertem Uran |
M 833 |
unterkalibriges, panzerbrechendes Wuchtgeschoss, APFSDS-T |
? |
mit Treibkäfig, Flügelstablisiert, |
M 393 |
Quetschkopf-Sprenggranate, HEP-T |
730 m/sec |
mit plastischem Sprengstoff |
M
456 |
Hohlladungsgranate, HEAT-T |
1174 m/sec |
hohe Splitterwirkung, für den Mehrzweckeinsatz, |
M 416 |
Nebelgranate, WP-T |
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weißer Phosphor |
M 494 |
Splittergranate ("Schrapnell") |
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mit vorgefertigten Splitterelementen, Distanzzünder |
Ä ltere
Munitionsarten
Das panzerbrechende Unterkalibergeschoss
M392 (Foto rechts) entstand als Ergebnis einer langen Entwicklungsreihe
neuerer panzerbrechender Munitionssorten mit hoher Anfangsgeschwindigkeit.
Bereits im zweiten Weltkrieg begann man in Grossbritannien solche Munition
für die parallel in der Entwicklung stehenden Hochleistungspanzerkanonen.
zu entwickeln. Das Geschoss besteht aus dem aktiven, fliegenden Teil
der sich aus einem Stahlkörper und einem Kern aus Wolframkarbid zusammensetzt
sowie aus dem abtrennbaren Unterboden. Die Durchschlagsleistung der M392
auf 2000 Meter soll bei 60 Grad Auftreffwinkel noch 120 mm betragen. Gleichzeitig
besitzt das Geschoss beim Schießen auf mehrschichtige Panzerungen
eine ungenügende Effektivität.
Den
Aufbau des Geschosses zeigt das linke Bild . Das eigentliche Geschoss sitzt
in einem Führungskäfig. Dieser Führungskäfig übermittelt
dem Geschoss nach dem Abschuss die Anfangsgeschwindigkeit und den Drall.
Die Befestigungen des Geschosses im Führungskäfig werden beim
Abschuss durch die einwirkenden Trägheitskräfte abgeschert. Nach
Verlassen des Rohres trennt sich der Führungskäfig unter der Einwirkung
des Luftwiderstandes ab und fällt zu Boden. Das Geschoss selbst besteht
aus einem weicheren Metall in das der Durchdringer eingebettet ist. An der
Spitze befindet sich eine ballistische Haube um die Flugeigenschaften zu
verbessern. In den Bodenteil des Geschosses ist ein Leuchtspursatz eingepresst
der mindestens 2,5 sec brennen soll, was einer Flugweite von cirka 2000
m entspricht. Beim Schießen sind wegen dem wegspringenden Führungskäfig
besondere Bestimmungen einzuhalten um die Sicherheit der vorn liegenden
eigenen Truppen nicht zu gefährden.
Die Hohlladungsgranate M456 (ohne Bild) besitzt im
Vergleich zur M392 eine höhere Durchschlagsleistung beim Schießen
auf monolithische Panzerungen. Sie vermag Panzerungen in einer Tiefe von
bis zu drei Kaliberstärken zu durchdringen. Allerdings hat sie auf
Grund der Drallstabilisierung einige Nachteile. So ist die Effektivität
der Hohlladung durch die Fliehkräfte infolge des Dralls begrenzt. Da
die Granate im Moment der Detonation rotiert, wird der Kumulativstrahl durch
die Fliehkräfte ausgedehnt.
Die Sprenggranate M393 (Foto rechts mit gelber Spitze)
besitzt einen dünnwandigen Geschosskörper und ist mit plastischem
Sprengstoff gefüllt der eine hohe Detonationsgeschwindigkeit besitzt.
Beim Aufschlagen auf die Panzerung verformt
sich das Kopfteil und vergrößert somit die Kontaktfläche mit
der Panzerung. Bei der vom Bodenzünder ausgelösten Detonation
bildet sich eine Druckwelle die direkt (90 Grad) auf die Oberfläche
der Panzerung gerichtet ist. Unter idealen Bedingungen kann die Durchschlagsleistung
bis zu 200 mm betragen. Aus der Innenseite werden Teile der Panzerungen
herausgerissen, was einen bedeutenden Anteil an der Vernichtung des Ziels
ausmacht. Zusätzlich können mit dieser Granate leichte und ungepanzerte
Ziele sowie Feldbefestigungen zerstört werden. Ihr Hauptmangel besteht
in der geringen Anfangsgeschwindigkeit und in der ungenügenden Wirkung
gegen Mehrschichtpanzerungen.
Die Nebelgranate M416 (ohne Bild) dient zur
Blendung von Führungspunkten, Geschützstellungen und Panzerabwehrlenkraketenkomplexen.
In sie ist eine Füllung aus weißem Phosphor eingepresst in deren
Mitte sich eine Sprengstoffladung befindet. Sie besitzt einen Kopfzünder.
Beim Aufschlag wird die Phosphorfüllung durch die Detonation verstreut
und bildet eine mehrere Meter große Nebelwolke.
Die Granate M494 mit vorfertigten Splitterelementen
(ohne Bild) detoniert durch einen Distanzzünder ausgelöst auf
ihrer Flugbahn. Der Kopfteil der Granate wird zerstört und ein
Bodenteil schießt mit Hilfe eines Treibsatzes die Splitterelementen
heraus. Diese vernichten offene, lebende Kräfte auf einer ausreichend
großen Fläche.
Die Hohlladungsgranate M456 ist
eine flügelstabilisierte Granate mit kombinierter Hohlladung s-
und Splitterwirkung. Deshalb wird sie oft als MZ, also Mehrzweck-Granate
bezeichnet. Trotz ihrer sehr kantigen Formgebung besitzt sie ausgezeichnete
ballistische Eigenschaften. Durch die hohe Anfangsgeschwindigkeit von 1174 m/sec
ist die Rasanz, das heißt die Gestrecktheit ihrer Flugbahn, hoch.
Das bedeutet einen großen Treffbereich, also der Bereich in dem die
Flugbahn bei Haltepunkt Zielmitte auf allen Entfernungen immer das Ziel
schneidet. Die Splitterwirkung deckt eine Fläche von 75 m Breite
und 90 m Tiefe ab. Dabei ist die Wirkungsfläche dreieckig mit der Spitze
in Flugrichtung. Das ist bedingt durch die Anordnung der Sprengladung in
Trichterform mit Bodenzünder, wie das für die Erreichung des Kumulativeffekts
notwendig ist. Hier ging man einen Kompromiss ein um die Typenzahl an Munition
für die Logistik so gering wie möglich zu halten. Allerdings ist
die Splitter und Sprengwirkung nicht so effektiv wie bei einer reinen Brisanzgranate
wie zum Beispiel der russischen Splitter-/Sprenggranate
OF-19.
Das panzerbrechende
Unterkalibergeschoss M735 ist ebenfalls ein flügelstabilisiertes
Wuchtgeschoss das für den Verschuss aus gezogenen Rohren entwickelt
wurden. Dieser Typ wurde Anfang der 70er Jahre entwickelt, als sich abzeichnete
das die bisherigen APDS-Geschosse gegen die neuen kombinierten und Schottpanzerungen
nur noch ungenügende Effektivität besaßen. Die neuentwickelten
Wuchtgeschosse besitzen einen bedeutend längeren Kern mit einem Verhältnis
von Länge zu Kaliber von nicht weniger als 12 : 1 sowie eine
Flügelstabilisierung am Heck. Die Durchdringer sind aus schweren Wolfram-Nickel-Eisen-Legierungen
oder aus einer Legierung aus abgereichertem Uran, einem Metall mit enorm
hoher Dichte. Um diese Geschosse an die gezogenen Rohre anzupassen, wurden
sie mit zwei durchrutschenden Führungsringen versehen, welche die Abdichtung
im Rohr gewährleisten und verhindern, das eine übermäßige
Drehung auf das Geschoss übertragen wird. Geschosse dieser Art wurden
Anfang der 70er Jahre in Israel für die 105 mm Kanonen der Kampfpanzer
Centurion , M48/M60 und für den Merkava entwickelt. Sie bekam dort
die Bezeichnung M111. Im Jahr 1978 begann in Deutschland die Lizenzproduktion
für den Leopard 1 unter der Bezeichnung DM23. In annähernd der
gleichen Zeit wie in Israel entstanden in den USA die M735 mit Wolframkern
und die M774 mit einem Kern aus abgereichertem Uran.
Den grundlegenden Aufbau zeigt die untere
Skizze.
1+2 = Leuchtspursatz, 3 = Leitwerk, 4 = Abdichtung nach
hinten, 5+6 = durchdrehende Führungsringe aus Kunststoff, 7 = Geschosskörper,
8 = dreiteiliger Führungskäfig aus Aluminium, 9 = Durchdringer,
10+11 vorderer Führungsring und Befestigung der Führungskäfigteile,
12+13 = ballistische Haube
Auszüge
aus der Schusstafel der 105
mm Kanone Die Daten entsprechen den Schusstafeln der
Kanonen L7 bzw. M68
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