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VTTV 2005

 

6. Internationale Ausstellung für Militärtechnik, Technologie und Bewaffnung der Landstreitkräfte
07. - 11. Juni 2005, Omsk, Russland

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Die international stark beachtete russische Ausstellung VTTV im sibirischen Omsk fand inzwischen zum sechsten Mal statt, VTTV2005_002.jpgin diesem Jahr erstmalig im neuen Ausstellungszentrum KASKADE im Zentrum der Stadt.
Omsk, eine sibirische Industriestadt mit über einer Million Einwohnern, ist bekannt als Standort des Rüstungsbetriebes OMSKTRANSMASH, dem Hersteller des Kampfpanzers T-80. Untrennbar verbunden ist das Konstruktionsbüro für Transportmaschinenbau KBTM, einem nahmhaften Entwickler moderner Panzerfahrzeuge. Durch die Entscheidung, den Kampfpanzer T-90 zum Standardpanzer der russischen Streitkräfte zu machen, steht die Omsker Rüstungsindustrie vor großen Veränderungen.
Die diesjährige Ausstellung präsentierte in dieser Umbruchsituation wenig Neues. Insbesondere wurden keine neuen Kampfpanzer und keine neuen Modifikationen gezeigt. Dem gegenüber wurde eine große Anzahl Exponate ziviler Verwendung gezeigt, die zum Teil Konversionsprodukte der einheimischen Rüstungsindustrie sind.
Dennoch besteht nach wie vor ein unverkennbares internationales Interesse an der Ausstellung. VTTV2005_005.jpgEs erschienen Delegation aus China, Zypern, Ägypten, Argentinien, Chile, Indien, Bangladesh, Kuweit, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kroatien, Mazedonien, Rumänien, Polen, Südkorea, Tschechien, der Ukraine und anderen Staaten. Dabei galt das allgemeine Interesse insbesondere den Möglichkeiten zur Modernisierung leicht gepanzerter Gefechtsfahrzeuge und der Kampfpanzer der T-55, T-62 und T-80. Die Ausstellung gliederte sich in drei Areale, im Gebäude die Präsentationen der Hersteller, auf dem Innenhof eine statische Waffenschau mit russischen Kampffahrzeugen und ausgesprochen vielen Fahrzeugen ziviler Nutzung und zum Dritten eine große dynamische Waffenschau mit Scharfschießen auf dem Areal eines örtlichen Gefechtsübungszentrums. Die Ausstellung verdeutlicht drei Richtungen auf dem Gebiet der Gefechtsfahrzeuge, wie die Entwicklung von Waffenmodulen für ältere BTR und MT-LB, die Entwicklung von Low Cost Modernisierungspaketen für Kampfpanzer T-55 und T-62 und die Entwicklung eines konzeptionell neuartigen Standardturmes für Kampfpanzer, geeignet auch für die Modernisierung älterer Typen.
Die statische Waffenschau auf dem Innenhof des Ausstellungskomplexes zeigte eine große Anzahl Gefechtsfahrzeuge aus dem Ausbildungsbestand der Omsker Garnision. So wurden viele Fahrzeuge gezeigt, die bereits viel Jahre unverändert im Truppendienst standen. So unter anderem ein Kampfpanzer T-80UM, ein Kampfpanzer T-90 der ersten Baulose, Schützenpanzer BMP und BMD aller bekannten Modifikationen sowie Fahrzeuge für Pionieraufgaben und Radtransportfahrzeuge aller Arten. Im Weiteren sollen deshalb nur die präsentierten Neuigkeiten betrachtet werden.

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T-80UM1

SPz BMD-3

Brückengerät TMM-6

Das Unternehmen MUROMTEPLOVOZ stellte Waffenmodule für die Modernisierung von leichten gepanzerten Kettenfahrzeugen der Baureihe MT-LB vor. Diese Panzerfahrzeuge, die sich als äußerst robust und geländegängig erwiesen haben, stehen in großer Anzahl bis heute in vielen Streitkräften weltweit im Dienst. Wegen ihrer universellen Einsetzbarkeit werden viele MT-LB als gepanzerte Truppentransporter verwendet. Wie die zurückliegenden militärischen Konflikte zeigten, benötigen die Kampftruppen Gefechtsfahrzeuge mit breitgefächerter Bewaffnung um effektiver selbständig handeln zu können. Die vorgestellten neuen Waffenmodule sollen diesem Trend entgegenkommen, wobei die Zusammenstellung der einzelnen Waffenkomponenten ganz auf die Wünsche potentieller Kunden zugeschnitten werden kann. Aus einer umfangreichen Palette von Bewaffnungsvarianten wurden in Omsk zwei Modifikationen gezeigt.
Auf dem MT-LB 6MA wurde der Standardwaffenturm des BTR-80 installiert. Seine Hauptwaffe ist das sMG 14,5 mm KPVT oder die 23 mm Kanone KPVB, deren Besonderheit darin besteht, dass sie zur Lafettierung des ursprünglichen sMG 14,5 mm KPVT kompatibel ist, eine sehr kostengünstige Alternative zur Modernisierung des Standardturmes, auch der Fahrzeuge der BTR-Reihe. Das MG 7,62 mm PKT wurde beibehalten. Als Zusatzbewaffnung wurde am Turm ein automatischer 30 mm Granatwerfer AG-17 bzw. AG-30 in Scheitellafette installiert. Eine sechsrohrige Nebelmittelwurfanlage 902B TUCHA komplettiert die Ausstattung. Das Tageslichtzielfernrohr ist vom Typ 1PZ und ermöglicht einen vertikalen Visierbereich von -10° ... +70°, es ist mit einschwenkbaren Strichplatten für vier Waffen ausgestattet. Die Richtantriebe sind manuell angetrieben. Neben der dreiköpfigen Besatzung können bis zu sieben Aufsitzer im hinteren Kampfraum Platz nehmen.

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MT-LB 6MA

MT-LB 6MA

MT-LB 6MB

MT-LB 6MB

Für die Modifikation MT-LB 6MB wurde ein neuer Waffenturm mit Scheitellaffetierung entwickelt, in der hier vorgestellten Version mit einer doppelrohrigen 23 mm Kanone GSh-23. Es handelt sich um eine Adaptierung der bekannten Flugzeugkanone, wobei auch eine langrohrige Version verfügbar ist. Das hier gezeigte Fahrzeug war mit der kurzrohrigen Version der GSh-23 und Flüssigkeitskühlung ausgestattet. Das Feuer kann wahlweise mit Feuerstößen von 10, 20 oder 50 Schuß geführt werden. Als MG-Bewaffnung wird ein 12,7 mm KORD oder NSVT eingesetzt. Links an der Scheitellafette befindet sich ebenfalls ein automatischer 30 mm Granatwerfer AG-17 oder AG-30. Als Besonderheit dieses Fahrzeuges muss die Ausstattung mit einem Doppelstarter für Flugabwehrraketen IGLA hervorgehoben werden, die aus dem Fahrzeuginneren durch das Zielfernrohr gerichtet und abgefeuert werden können. An der Turmfront sind 6 Rohre der Nebelmittelwurfanlage 902B TUCHA angebracht.
Die Richtanlage dieses Waffenmoduls erhielt eine Waffenstabilisierung in zwei Ebenen mit elektromechanischen Richtantrieben. Das Tageslichtzielfernrohr ist vom Typ 1PZ-9, nachtkampffähig ist der MT-LB in der gezeigten Version nicht. Allerdings ist der Einbau eines entsprechenden anderen Zielfernrohres ohne wesentlich Probleme denkbar.
Das Basisfahrzeug MT-LB entspricht im Wesentlichen der Standardversion und ist mit einem 240 PS Dieselmotor YaMZ-238VM und einem mechanischen Schaltgetriebe sowie einer hydrostatischen Überlagerungslenkung ausgestattet. Die MT-LB sind wie bisher schwimmfähig. Es wird eine Version mit modifiziertem Fahrgestell und einem Dieselmotor erhöhter Leistung angeboten. Der veränderte Motor YaMZ-238BL leistet 310 PS.
Die wichtigsten Kenndaten der Waffenmodule:

 

MT-LB 6MA

MT-LB 6M1B2

MT-LB 6MB

MT-LB 6MB3

Kanone

23 mm KPVB

30 mm 2A42 o. 2A72

30 mm 2A72

2 X 30 mm GSh-23V

Maschinengewehr

7,62 mm PKT

7,62 mm PKT

7,62 mm PKT

12,7 mm KORD

autom. Granatwerfer

30 mm AG-17

30 mm AG-17

-

30 mm AG-17

Richtanlage

elektromech.

elektromech., Stabilisierung in zwei Ebenen

elektromech.

elektromech., Stabilisierung in zwei Ebenen

Selbstschutz

Nebelwerfer TUCHA

Nebelwerfer TUCHA

Nebelwerfer TUCHA

Nebelwerfer TUCHA

Flugabwehr

 

 

 

2 X System IGLA

Der Trend zu einer stärkeren Bewaffnung der leichtgepanzerten Gefechtsfahrzeuge zeigt sich auch am vorgestellten BTR-80A. Er erhielt einen neuen Waffenturm mit Scheitellaffetierung. Hauptwaffe ist die 30 mm Kanone 2A72, ein Rückstoßlader mit freiem, zuschießenden Verschluß und doppelter Gurtzuführung. Die Kanone zeichnet sich durch eine hohe Treffgenauigkeit und geringe Streuung aus, dazu legten die Entwickler großen Wert auf eine möglichst schwingungsfreie Führung des Rohres und des Verschlusses beim Schießen. Die Kanone wird elektromechnisch über eine Spindelantrieb fertig geladen. Zwei Gurte führen, elektromechanisch oder manuell umschaltbar, die Munition an den Verschluß. Die Feuergeschwindigkeit der 2A72 beträgt 330 Schuß/min, wobei ohne Pause höchstens bis zu 100 Schuß/min verschossen werden sollen. Als Zweitbewaffnung ist der Waffenturm mit einem MG 7,62 mm PKT ausgestattet. Eine sechsrohrige Nebelmittelwurfanlage 902B TUCHA ist an der Turmfront montiert.

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BTR-80A

Aufwändiger als bei den oben beschriebenen MT-LB ist die Feuerleitanlage des BTR-80A gestaltet. Als Tageslichtzielfernrohr wird eine Version des Typs 1PZ verwendet, für Nachtgefechte wurde zusätzlich eine Adaption des passiven Infrarot-Zielfernrohres Typ TPN-3 eingebaut. Die unverändert übernommene Richtanlage des bisherigen Standardturmes des BTR-80 wird manuell bedient. Als Kampfbeladung stehen für die Kanone 300 Patronen und für das 7,62 mm MG 2000 Patronen bereit. Die effektive Schußentfernung der 30 mm Kanone wird mit 3800 m angegeben. Das Basisfahrzeug ist in der gezeigten Modifikation unverändert mit einem Dieselmotor Typ 4703 und 260 PS Leistung ausgestattet. Neben der dreiköpfigen Besatzung können sieben Soldaten über zwei Seitentüren im Kampfraum Platz nehmen.

Großes Interesse, auch der ausländischen Besucher, galt den leicht gepanzerten Radfahrzeugen. Sie wurden entwickelt auf Grund der veränderten Einsatzbedingungen, beispielsweise bei Einsätzen im Rahmen von UNO-Mandaten oder auch zur Grenzsicherung. Das Unternehmen OAO GAZ zeigte in Omsk das gepanzerte Radfahrzeug GAZ-39371 "VODNIK". Es zeichnet sich durch ein modulares Nutzlastkonzept aus. Das vorgestellte Modell war mit einem gepanzerten Mannschaftstransportmodul ausgestattet, das als Bewaffnung über einen Standardwaffenturm der BTR-Reihe mit einem sMG 14,5 mm KPVT und einem MG 7,62 mm PKT verfügt. In diesem Modul befinden sich 4 Sitzplätze sowie der Platz des Richtschützen. Luken an beiden Seiten und eine große zweiflügelige Hecktür ermöglichen den Zugang und erlauben zügiges Beladen. Es steht eine ganze Reihe verschiedener Module zur Verfügung, vom Pritschenmodul, einem Sanitätsmodul bis hin zum Kranmodul, die unkompliziert untereinander auswechselbar sind. Das Basisfahrzeug trägt das Fahrerhaus mit drei Sitzplätzen. Der Dieselmotor YaMZ-534 mit 160 PS Leistung beschleunigt das Fahrzeug auf maximal 112 km/h. Das Fahrzeug ist so ausgelegt, dass neben russischen auch ausländische Baugruppen für Antrieb und Kraftübertragung verwendet werden können. Zwei getrennte Kraftstoffbehälter ermöglichen einen Fahrbereich von 1000 km Die Einzelradaufhängung mit Drehstabfederung ist so konstruiert, dass sie bei Schäden unkompliziert gewechselt werden kann. Für die Radaufhängung und einige Baugruppen der Kraftübertragung wurde auf Teile des BTR-80 zurückgegriffen. Der Schutzgrad kann zusätzlich erhöht werden durch spezielle Stahlmatten auf der äußeren Seite und Spezialgewebe an den Innenseiten der Besatzungsräume. Eine Bordsprechanlage die das Nutzlastmodul mit einschließt und eine ABC-Filterventilationsanlage gehören zur Ausstattung. Das Fahrzeug wurde im Januar 2005 in die Bewaffnung der russischen Streitkräfte übernommen.

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GAZ-39371 "VODNIK".

GAZ-39371 "VODNIK".

KAMAZ-43269 (4X4)

Die Firma OAO KAMAZ stellte das gepanzerte Radfahrzeug KAMAZ-43269 (4X4) vor. Von diesem Muster sind bereits 30 Fahrzeuge an die russische Atomenergiebehörde und 3 Fahrzeuge nach Kazachstan verkauft worden. Das Fahrzeug verfügt über zwei seitliche, tiefgelegte Türen, 4 Dachluken und zwei große Hecktüren sowie mehrere Winkelspiegel und einfache Schießluken an den Seiten. Interessant sind die frontalen und seitlichen großflächigen Panzerglasscheiben für Kommandant und Fahrer ohne weitere Abdeckungen. Bemerkenswert ist auch die großzügige Ausstattung mit aufwändigen Sitzen und einer Auskleidung des Besatzungsraumes mit Filzmatten. Neben dem Kommandanten und dem Fahrer finden 8 Aufsitzer Platz. Als Antriebsmotor für das beladen bis zu 12 Tonnen schwere Fahrzeug verwendet man einen turboaufgeladenen 240 PS Dieselmotor, der eine maximale Geschwindigkeit von 90 km/h ermöglicht. Die Panzerung schützt vor Geschossen bis zu einem Kaliber von 7,62 mm

Modernisierte Varianten der Kampfpanzer T-55AM und des T-62 wurden vom Omsker KB TRANSMASH vorgestellt. Weltweit sind bis heute Kampfpanzer dieser Baureihe in vielen Streitkräften im Einsatz, ein Austausch gegen Kampfpanzer der neuesten Generation ist, oft aus finanziellen Gründen, nicht zu erwarten. Mit dem vorgestellten Modernisierungspaket will der Omsker Hersteller, der über beachtliche und vor allem freie Instandsetzungskapazitäten verfügt, eine kostengünstige Alternative zu den teuren High Tech Waffensystemen anbieten.
Die Modernisierung umfasst die Feuerleitanlage, die Funkgeräteausstattung, eine Brandunterdrückungsanlage, zusätzlichen Panzerschutz sowie einen leistungsstärkeren Motor, einschließlich notwendiger Verstärkungen am Laufwerk. Die Kanonenbewaffnung mit der gezogenen 100 mm Kanone D-10T2S bzw der glattrohrigen 115 mm Kanone U-5TS wird unverändert übernommen, es werden jedoch Wärmeschutzhüllen angebracht. Als Antriebsmotor wurde für beide Kampfpanzer der Dielemotor V-46-5MS mit 690 PS Leistung eingebaut. Dieser Motor ist eine leistungsreduzierte Version des Panzermotors V46, der im Kampfpanzer T-72 eingesetzt wurde. Wegen des höheren Gewichts wurden die Drehstäbe des Laufwerkes verstärkt, es soll sich dabei um gleichartige Drehstäbe mit verbesserter Federungscharakteristik handeln wie sie in modernen russischen Panzerntypen Verwendung finden.
 

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T-55AM, Modernisiert

Das bisherige mechanische Fünfgang-Schaltgetriebe und weitere Baugruppen der Kraftübertragung sind ebenfalls verstärkt worden. Das Leistungsgewicht konnte so, trotz des höheren Gewichts, auf recht beachtliche 17,2 PS/t gesteigert werden. Allerdings setzt das bisherige stützrollenlose Laufwerk in extremen Gelände deutliche Grenzen im Federungsverhalten, wie die Vorführungen auf dem Truppenübungsplatz anschaulich zeigte. Beide Kampfpanzer wurden mit zusätzlichem Panzerschutz in Form reaktiver Panzerung versehen. In der vorderen Halbsphäre der Türme wurden in Keilform großflächige Schutzpakete vom Typ KONTAKT-5 befestigt, wobei wegen der notwendigen Öffnungen neben der Kanonenblende und der nötigen Schwenkfreiheit für den Turm unverkennbar Kompromisse im Bedeckungsgrad hingenommen wurden. Der Wannenbug erhielt ebenfalls eine starke Abdeckung mit Schutzpaketen KONTAKT-5. Die Flanken der Kampfpanzer werden durch Seitenschürzen gegen Hohlladungsgeschosse geschützt, dabei sind im Bereich des Kampfraumes zusätzliche Schutzpakete KONTAKT-5 integriert worden, die nach oben bis über den Rand der Kettenabdeckung reichen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die reaktive Panzerung KONTAKT-5 auf Grund ihres besonderen dreiteiligen Plattenaufbaus auch gegen APFSDS-Geschosse wirksam sein soll. Die Wirksamkeit gegen Hohlladungsgeschosse scheint jedenfalls nachgewiesen zu sein, wie Berichte aus dem Tschetschenien-Konflikt zeigen. Verluste erlitten fast ausschließlich Kampfpanzer ohne oder mit unvollständig angebrachten Schutzpaketen, während Fahrzeuge mit vollständiger Ausstattung teilweise mehrere Treffer ohne Totalausfall verkrafteten.

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T-62, Modernisiert

Für den Minenschutz verstärkten die Konstrukteure den Wannenboden im Bereich des Fahrerplatzes und die untere schräge Wannenbugpanzerung. Die bisherige Feuerlöschanlage, deren Sensoren zum Ansprechen eine gewisse kurze Zeit der Brandhitze ausgesetzt sein mussten, wurde gegen eine neue Brandunterdrückungsanlage ausgetauscht, deren Infrarotsensoren entstehende Brände innerhalb von 150 Millisekunden erkennen und wirksam unterdrücken.
Neu ist die Ausstattung mit einem Mehrkanalzielfernrohr auf der Basis des Zielfernrohrs 1K13D-22 aus der Baureihe 1K13, das die Rolle des Hauptzielfernrohres übernimmt. Aus ergonomischer Sicht wohl nicht die optimalste Lösung, da sich der Richtschütze bei der Nutzung nach links beugen muss. Das neue Zielfernrohr verfügt über einen Tagkanal, einen Nachtkanal mit einem passiven Infrarotbildverstärker der 3. Generation und den Kanal für den Laserentfernungsmesser, sowie, je nach Kundenwunsch, die Laserleitstrahleinrichtung zum Verschluss von Panzerabwehrlenkflugkörpern. Das neue Zielfernrohr ist so gestaltet, dass es ohne wesentliche Änderungen am Turm der Kampfpanzer an Stelle des bisherigen Nachtzielfernrohres TPN-1 eingesetzt werden kann.
 

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1K13D-22

TKN-1SM (nur T-55)

TKN-3M (nur T-62)

TVK-3

Die Visierlinie des neuen Zielfernrohres ist in zwei Ebenen unabhängig stabilisiert. Dabei wirken die Stabilisierungskreisel unmittelbar auf die Spiegelbaugruppe, ähnlich wie beim Zielfernrohr des LEOPARD 2. Der bisherige Waffenstabilisator ZYKLON (T-55) bzw. METEOR (T-62) wurde an das neue Zielfernrohr angepasst, Turm und Kanone werden nun der stabilisierten Visierlinie nachgeführt. Das bisherige teleskopische Zielfernrohr TSh verbleibt im Fahrzeug und wird das Hilfszielfernrohr. Ein ballistischer Rechner und Sensoren für die ballistischen und meteorologischen Bedingungen stellen dem Zielfernrohr die notwendigen Daten bereit. Ein Windmesser ist jedoch nicht installiert. Beim T-55AM war es erforderlich, die Kommandantenkuppel durch einen Zwischenring nach oben zu versetzen, da es sonst wegen des sehr großen Ausblickkopfes des neuen Hauptzielfernrohres zu erheblichen Sichtbehinderungen kommen würde.
Die aktiv arbeitende, wenig leistungsfähige Nachtsichtausrüstung für den Kommandanten und den Fahrer wird gegen passiv arbeitende Geräte ausgetauscht. Diese Gerät sind speziell in Hinblick auf eine unkomplizierte Modernisierung entwickelt worden und können deshalb ohne Änderungen am Kampfpanzer eingebaut werden. Das neue Nachtsichtgerät des Kommandanten im T-55 ist, vermutlich aus Platzgründen, kein Kombinationsgerät und muss zur Nutzung gegen das Tagsichtgerät ausgetauscht werden. Beim kombinierten Tag-/Nacht-Beobachtungsgeät TKN-3 des T-62 wurde im Kern nur der Infrarotbildwandler gegen einen passiven Mehrkanalbildwandler der II. Generation ausgetauscht. Die Infrarot-Scheinwerfer an der Kommandantenkuppel verbleiben und können in der aktiven Betriebsart den passiven Infrarotbildverstärker unterstützen oder als Weißlicht-Suchscheinwerfer eingesetzt werden. Das Fahrernachtsichtgerät TVK-3 ist ein Multifunktionsgerät und bietet neben dem passiven Infrarotkanal einen vollständigen Tagsichtkanal.
Als Zusatzbewaffnung wird an Stelle des 12,7 mm DShK am Drehring der Ladeschützenluke ein 12,7 mm KORD angebracht. Für Kampfpanzer aus Baulosen mit Ladeschützenluken ohne Drehringlafette bietet das Omsker Unternehmen die Möglichkeit an, die Lafette auf einem oder mehreren starren Befestigungszapfen auf dem Turmdach anzubringen. Zusätzlich zur vorhandenen Nebelanlage, die durch Einspritzen und Verdampfen von Dieselkraftstoff in die Auspuffanlage wirkt, wird eine Nebelmittelwurfanlage 902B TUCHA am Turm angebracht.
Die Kampfkraft erhöht sich nach der Modernisierung um etwa das 2,1 – 2,2fache, wobei die Kosten für die Modernisierungsarbeiten gegenüber einer  Neuanschaffung um ein Vielfaches geringer sind. Die bereits vorhandene Logistikkette, wie auch die aufgebaute Ausbildungsbasis, kann nahezu unverändert beibehalten werden.

VTTV2005_031.jpgEin ganz anderes Projekt stellte das Omsker Unternehmen mit dem "Standardisierten Panzertum" vor. Ein ähnlicher Turm erregte internationales Aufsehen als Turm des Kampfpanzers BLACK EAGLE. Diese Neuentwicklung zeichnet sich durch ein modulartiges Panzerungskonzept aus, wie es vergleichbar schon beim israelischen MERKAVA und beim französischen LECLERC Anwendung findet. An Stelle des Munitionsmagazins im Kampfraum wird der komplette Ladeautomat für die Kanone in einem abnehmbaren Transport-Lade-Container am Turmheck untergebracht. Begünstigt durch das modulare Turmkonzept mit Transport-Lade-Container können Kanonen verschiedener Kaliber, mit patronierter oder getrennter Munition, eingesetzt werden. Der Richtschütze wird über ein völlig neues Hauptzielfernrohr verfügen, bei der Ausstattung des Kommandantenplatzes geht man vom bisherigen Konzept der drehbaren Kuppel zu Gunsten eines neuartigen Rundblickzielfernrohres ab. Eine Besonderheit dieser Entwicklung ist die Möglichkeit, durch relativ geringe Änderungen an der Turmdrehkranzeinrichtung, den Turm auf jeden Kampfpanzer T-55, T-62, T-72 und Kampfpanzer neuerer Bauart aufzusetzen. Absicht ist es, ein Modernisierungspaket anzubieten, mit dessen Hilfe es möglich ist, gerade auch ältere Kampfpanzer auf ein Kampfkraftniveau heben zu können, dass den modernsten Kampfpanzern zumindest ebenbürtig ist. Die Modernisierungskosten liegen bei diesem Projekt immer noch weit unter den Kosten für die Neubeschaffung modernster Kampfpanzer.
Auf der Seite 2 folgt eine komprimierte Zusammenfassung der verfügbaren Informationen über diesen Panzerturm.

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Stefan Kotsch