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T-90S

Die Feuerleitanlage des Kampfpanzers T-90S

Ende der 80er Jahre begannen im Panzerwerk URALVAGONZAVOD in Nishi Tagil die Entwicklungsarbeiten zur Modernisierung des Kampfpanzers T-72 weiter Gestalt anzunehmen, der in großen Stückzahlen in der russischen Armee im Einsatz war. Dabei hatte sich gerade das Basisfahrzeug als außerordentlich zuverlässig, relativ wenig wartungsintensiv und vor allem kostengünstig gezeigt. Der Philosophie der typenübergreifenden Baugruppenentwicklung konsequent folgend, wurde der modernisierte T-72 mit bereits bewährten und neu entwickelten Optiken, Geräten und Schutztechnologien ausgestattet. Die Feuerleitanlage und die Waffenstabilisierung wurden vollständig überarbeitet. Das Basisfahrzeug erhielt einen leistungstärkeren Motor und eine entsprechend angepasste Kraftübertragung und Federung. Im Ergebnis war aus dem Kampfpanzer der zweiten Reihe ein Gefechtsfahrzeug auf dem Niveau der modernsten Kampfpanzer der Welt entstanden und man entschloss sich deshalb, ihn als T-90 zu bezeichnen.

Im folgenden wird die Feuerleitanlage des T-90S beschrieben, wie sie im Jahre 2006 aktuell war. Dabei wird ein Überblick über die Baugruppen und ihre Anordnung sowie Bedeutung gegeben. Auf detailiertere Ausführungen zu einzelnen Baugruppen wird gegebenenfalls verwiesen. Die Waffenstabilisierungsanlage 2E42-4 des T-90 wird gesondert beschrieben.

feuerleitsystem_t-90s.jpgDer T-90 entspricht in seiner grundsätzlichen Konzeption dem T-72. Jedoch erhielt der T-90 erstmals eine Kommandantenkuppel mit dem Beobachtung- und Zielfernrohrkomplex PNK-4S und ein Hauptzielfernrohr 1G46 mit einer unabhängigen Stabilisierung der Visierlinie in zwei Ebenen bei Nachführung von Turm und Waffenanlage. Als Nachtzielfernrohr wurde in den ersten T-90 noch das TPN-4 eingesetzt. Später erfolgte der Einsatz des Wärmebildzielferohres ESSA an Stelle des TPN-4
Die Feuerleitanlage besteht aus dem Hauptzielfernrohr 1G46-2 (1), dem Wärmebildzielfernrohr ESSA (13), dem Beobachtungs- und Zielfernrohrkomplex PNK-4S (5) des Kommandanten und dem digitalen Feuererleitrechner 1V528 (4) sowie den zugehörigen Elektronikblöcken. Sensoren ermitteln für das Schießen wichtige ballistische und meteorologische Angaben, so der Geber der Kanonenstellung (2), der für die Synchronisation des Kommandantenzielfernrohres in der Vertikalen wichtig ist, der Verkantungssensor (3), der Turmstellungsgeber (6) und der Windmesser (7).

Die folgenden Fotos zeigen die Feuerleitausstattung des Richtschützen. Bild 1 ermöglicht einen Blick auf den Turm mit den Ausblicken des 1G46 (links) und des ESSA (rechts). Es kann durchaus als ein Mangel angesehen werden, das beide Zielfernrohre keine schützenden Panzerblenden besitzen, die von innen geöffnet und geschlossen werden können. Insbesondere das ESSA ist immer noch, wie schon beim alten TPN-1 mit einer verschraubten Blende abgedeckt. Dies steht im Widerspruch zur Forderung, auch am Tage das Wärmebildzielfernrohr in Betrieb zu nehmen. Insbesondere weil die automatische Zielverfolgungsanlage nur über den Wärmebildkanal arbeiten kann. Links vom Ausblick des 1G46 sind die nach vorn ausgerichteten Lasersensoren des Systems SHTORA erkennbar.
Bild 2 ermöglicht einen Blick auf den Arbeitsplatz des Richtschützen. Links vom Bodenstück der Kanone befindet sich das Hauptzielfernrohr 1G46 und links davon das Wärmebildzielfernrohr ESSA, von dem nur das Bedienfeld (links oben) und der Monitor (darunter) erkennbar sind. Die weiteren Bedienelemente entsprechen in ihrer Anordnung der Konzeption die vom T-72 übernommen wurde. Der Röhrenmonitor wurde inzwischen durch einen flachen LCD-Monitor ersetzt, der weniger Platz einnimmt und unempfindlicher ist. Bild 3 und Bild 4 zeigen das 1G46 und das Wärmebildzielfernrohr ESSA.

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ESSA _T-90S.jpg

Bild 1

Bild 2

Bild 3

Bild 4

Es folgen Fotos von der Feuerleitausstattung des Kommandanten. Kernstück ist der Beobachtungs- und Zielfernrohrkomplex PNK-4S Bild 5 mit dem Zielfernrohr TKN-4S. Er ermöglich die Rundumbeobachtung, die Zielerkennung und Identifizierung sowie die Übernahme der Feuerführung unabhängig vom Richtschützen bei Tag und Nacht. Offenbar konnten sich die Konstrukteure noch nicht zum Einbau eines Panoramazielfernrohres entschließen, das bereits verfügbar ist. Allerdings hat sich das PNK-4S bisher als sehr robust und zuverlässig erwiesen. Für die Bedienung des 12,7 mm MG KORD steht dem Kommandanten ein zweites Zielfernrohr, das Fla-Visier PZU-6, zur Verfügung. Bild 5 zeigt einen Blick auf die Kommandantenkuppel. Der zentrale große Ausblick enthält das Zielfernrohr TKN-4S mit einem Tag- und einem passiven Infrarotkanal. Links ragt das Rohr des Zielfernrohrs für das MG hervor, dass mit der nach oben ragenden Stange mit der Lafette des MG verbunden ist und so den vertikalen Richtbewegungen folgt. Wegen den beiden Zielfernrohren befinden sich in der Kuppel lediglich drei Winkelspiegel, einer rechts neben dem TKN-4S und zwei im Lukendeckel. Zusätzlich enthält das TKN-4S einen Direktsichtkanal. Bild 6 zeigt den Arbeitsplatz des Kommandanten von innen. Unmittelbar rechts hinter der roten Zurrstange der Kanone befindet sich das TKN-4S Darunter ist gut zu erkennen der Monitor, mit dem der Kommandant einen Blick auf das Sichtfeld des Wärmebildzielfernrohres ESSA hat und erforderlichenfalls auch über das ESSA das Feuer führen kann.

T-90S_005.jpg
Bild 5

T-90S_061.jpg
Bild 6 

PNK-4S_020.jpg
Bild 7

Rechts daneben befindet sich das Bedienpult für die Einstellungen der Sichtmodi des ESSA. Rechts neben dem TKN-4S, an der Turminnenwand, ist der Bedienkasten für die Feuerleitanlage und die automatische Ladeeinrichtung angebracht. Links neben der roten Zurstange der Kanone ist der große Hebel zum Umstellen auf manuelle horizontale Drehung der elektrisch angetriebenen Kommandantenkuppel erkennbar. Am linken Bildrand ist der zylindrische Block des Verkantungssensors zu sehen, der hängend an der Turmdecke angebracht ist. Unterhalb des Monitors ragt der Steuerkasten des Systems SHTORA hervor. Links neben der Rückenlehne des Kommandanten, an der Turminnenseite angebracht, befindet sich der Umschaltkasten 1V216, mit dessen Hilfe der Kommandant beim Aufmunitionieren den ballistischen Rechner auf die Verwendung verschiedenste Geschossarten vorbereiten kann. Bild 7 noch einmal einen Blick auf das TKN-4S, das Kernstück des Komplexes PNK-4S.

Die folgenden Fotos zeigen ergänzend einzelne Baugruppen der Feuerleitanlage. Bild 8 zeigt das Bedienpult des Wärmebildzielfernrohres ESSA. Es ermöglicht die üblichen Einstellungen, wie Änderung der Bildarstellung in Schwarz/Weiß bzw Weiß/Schwarz, die Einstellung von Kontrast und Helligkeit sowie die Umschaltung der Vergrößerung. Bild 9 zeigt den Bedienkasten des ballistischen Rechners. Bild 10 zeigt das Umschaltpult 1V216, mit dem die Möglichkeit besteht, den ballistischen Rechner auf die Verwendung verschiedener Geschossarten einzustellen. Das ermöglich in der letzten Modifikation 1V216-M1 in Verbindung mit dem ball. Rechner 1V528U die Nutzung von bis zu 32 im Speicher abgelegten Geschosstypen.

WBG_T-90S.jpg

1v528-2_T-90S.jpg

munitionswahl-FCS_T-90s.jpg

Bild 8

Bild 9

Bild 10

In der nächsten Bildreihe ist links das Bedienpult des Kommandanten für die Feuerleitanlage Bild 11 und die automatische Ladeeinrichtung beim Aufmunitionieren und beim Notbetrieb zu sehen. Es folgt das analoge Bedienpult beim Richtschützen Bild 12, mit dem die Betriebsstufen der automatischen Feuerleitanlage zugeschaltet werden. Bild 13 zeigt den Automatikblock 9S517 für die Lenkwaffenanlage 9K119 REFLEKS. Er dient zum zuschalten der Lenkwaffenanlage sowie zum Regeln und Überprüfen wichtiger Betriebszustände.

ladepult_T-90S.jpg

1v528_T-90S.jpg

REFLEKS_Bedienpult_T-90S.jpg

Bild 11

Bild 12

Bild 13

Mit der vorgestellten Feuerleitanlage ist es gelungen, den Kampfpanzer T-90S auf das Niveau vergleichbarer anderer Typen zu stellen. Dabei ist es gelungen die Kosten deutlich geringer zu halten, was sich im steigenden Exporterfolg des T-90S widerspiegelt. Möglich wurde dies insbesondere durch die Verwendung bewährter Baugruppen aus der Baureihe T-80 und T-72, die konsequent weiterentwickelt wurden. Allerdings ist absehbar, dass die bisherigen Lösungen, speziell für das Hauptzielfernrohr 1G46 und das Kommandantenzielfernrohr TKN-4S die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht haben. Inzwischen stehen wesentlich modernere Zielfernrohre zur Verfügung, deren Stabilisierung der Visierlinie in zwei Ebene nicht mehr durch direkte mechanische Verbindung mit den Kreiseln erfolgt, was letztlich zu überdurchschnittlich großen Geräteblöcken führt. Außerdem besitzen die neuen Zielfernrohre deutlich bessere Kennwerte. Es bleibt abzuwarten, welche Entwicklung der zukünftige Kampfpanzer Russlands nimmt, der an einem Scheideweg steht. Wird es ein Kampfpanzer nach dem eher konventionellen Typ, wie es der Turm im Black Eagle Design darstellt, oder ein Fahrzeug mit einem besatzungslosen Turm, der in besonderem Maße von elektronischen konstruktiven Lösungen abhängt.

Weiterführende Links: PNK-4S Kommandantenzielfernrohr - 1G46 Hauptzielfernrohr - ESSA Wärmebildzielfernrohr
Fla-Visier PZU-6 - Kommandantenkuppel - ballistischer Rechner 1V528 -
SHTORA-1 - Lenkwaffenanlage  9M119 REFLEKS
 

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Stefan Kotsch