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TPD2-49

 

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[TPD2-49] 

Der Zielfernrohr-Entfernungsmesser TPD2-49 für T-64, T-64A und T-72

Stand 27.04.2020

In den 1950-er Jahren liefen in der Sowjetunion mit großem Aufwand die Entwicklungsarbeiten für moderne Zielfernrohre mit Visierlinienstabilisierung. Für die schweren Kampfpanzer war Mitte der 50-er Jahre unter anderem ein "Panzer-Zielfernrohr, Stabilisiert, Nr. 1" TPD-43B(TPS1) mit unabhängiger Visierlinienstabilisierung in der Vertikalen entwickelt worden. Auf der Grundlage dieses TPS1 entstand zunächst ein "Panzer-Zielfernrohr-Entfernungsmesser, Stabilisiert" (TPDS) mit einer Messbasis von 1100 mm, der 1975 im Objekt 430 verwendet wurde, dem zukünftigen T-64. Im Laufe der Entwicklungsarbeiten entstand daraus der TPD-43, der bereits große Ähnlichkeit mit dem TPD-2 aufweist. Die Weiterentwicklung TPD-43B wurde im Jahre 1963 erstmals im Erprobungspanzer Objekt 432 getestet. Die parallel zur Entwicklung und Erprobung des T-64 verlaufenden Arbeiten an den Zielfernrohr-Entfernungsmessern mündeten schließlich im TPD-2-49, der mit Beginn der Serienfertigung des T-64A die Kernbaugruppe der Feuerleitanlage bildete. Unter anderem völlig neu gestaltet wurde insbesondere die Aufhängung des Basisrohres, die Auswahl der Munitionsart erfolgt nun elektromechanisch über den Munitionsartenwahlschalter des Ladeautomaten und die Funktionalität des Entfernungsmessteils wurde überarbeitet und funktionell erweitert.
Die verwendeten Schreibweisen der Typenbezeichnung sind unterschiedlich, so sind die Geräte vom Hersteller selbst auf der Frontplatte der Richtgriffeinheit mit TPD2-49 beschriftet, in den verschiedenen Vorschriften und Handbücher wird hingegen oft die Bezeichnung TPD-2-49 verwendet.

Der Aufbau des Zielfernrohr-Entfernungsmessers TPD2-49

Der Zielfernrohr-Entfernungsmesser TPD2-49 besteht aus zwei Hauptbaugruppen, den Verbindungsgestängen sowie aus dem Elektroblock. Die große Baugruppe des eigentlichen Zielfernrohrs mit der integrierten optisch-mechanischen Messbaugruppe ist zunächst das Hauptbauteil. Im unteren Teil seines Gehäuses befindet sich ein Kreisel großer Masse mit drei Freiheitsgraden (Bild 5, grün gefärbt, Nr. 19, 20) der über eine mechanische Verbindung (Bild 5, Nr. 8, 14, 15) mit dem Kopfspiegel (Bild 6, Nr 9) verbunden ist . Die Eigenstabilisierung des Kreisels gewährleistet somit auf direktem mechanischem Weg die Stabilisierung der Visierlinie in der vertikalen Ebene. Zum Richten der Visierlinie in der Vertikalen werden über die Richtgriffe und die nachfolgenden elektrischen Stellantriebe am Kreiselrahmen Präzessionskräfte erzeugt, die zum gesteuerten Auswandern der Visierline führen. Die Kanone wird von der Waffenstabilisierungsanlage der Visierlinie nachgeführt. Eine Schussverblockung gewährleistet, dass der Abfeuerungsstromkreis nur dann feuerbereit geschaltet ist, wenn Visierwinkel im Zielfernrohr und Rohrerhöhung synchron zueinander verlaufen.

TPD-2-49 Zielfernrohr-Entfernungsmesser
Bild 2 TPD2-49 Gesamtansicht

TPD-2-49 Blockschema
Bild 3 TPD2-49 Blockansicht

Zielfernrohr-Entfernungsmesser TPD-2-49
Bild 4 TPD2-49 Frontansicht

Wird die Kanone zum Laden in den Ladewinkel überführt und arretiert, kann das stabilisierte Beobachten durch den Richtschützen unverändert fortgesetzt werden, das Basisrohr des Entfernungsmessers ist in diesem Fall jedoch nicht stabilisiert. Das stabilisierte Beobachten kann auch als eigenständige Betriebsstufe genutzt werden um die elektrohydraulische Waffenstabilisierungsanlage in der Vertikalen zu schonen wenn es die taktische Lage erlaubt. Die Waffenstabilisierungsanlage funktioniert im Weiteren prinzipiell wie unter Waffenstabilisator 2E28M "Siren" beschrieben.
Über Parallelogrammgestänge (Bild 5, Nr 11, 17, 18) sind das Basisrohr (Bild 5, Nr 10) des Entfernungsmessers und das IR-Nachtsichtzielfernrohr direkt mit der Kanonenwiege verbunden und folgen dadurch den Bewegungen der Kanone.

Das optische Schema des TPD2-49

Im Strahlengang des Zielfernrohres befindet sich eine Hohlachse (Bild 5, Nr 5), an deren hinteren Ende die ballistischen Kurvenscheiben (Bild 5, Nr. 4) der drei Munitionsarten APFSDS, HEAT , OF-FRAG angebracht sind, die sogenannten Ballistiknocken. Sie gewährleisten bei ihrem Abtasten, dass die der Schussentfernung entsprechende Winkeldifferenz zwischen der Visierlinie und der Rohrseelenachse für die eingestellte Munitionsart eingestellt wird. An der vorderen Seite der Hohlachse befindet sich der Entfernungsnocken (Bild 5, Nr. 6) der mechanisch mit dem Entfernungskompensator (Bild 6, Nr. 19, 20 im Strahlengang des Entfernungsmessers verbunden ist. Wird beim Messvorgang, angetrieben über einen Elektromotor, über die Zahnräder (Bild 5, Nr.1) die Hohlachse verdreht, so folgen die Linsen im Entfernungskompensator der Bewegung des Abtasters auf dem Entfernungsnocken. Das Messen kann dabei erfolgen auf elektromechanischem Weg durch wechselweises Betätigen der Daumentaster an den Richtgriffen oder unmittelbar durch manuelles Verdrehen des Entfernungseinstellringes zwischen Zielfernrohrgehäuse und Richtgriffbaugruppe.

TPD-2-49 kinematisches Schema
Bild 5 Strukturschema
1, 3 - Zahnräder; 2 - Strichplatte; 4 - Ballistiknocken; 5 - Hohlachse; 6 - Entfernungsnocken; 7 - Prisma;
8 - Stangen des Kopfspiegels; 9 - Kopfspiegel; 10 - Basisrohr; 11, 18 - Hebel; 12 - Gestänge des Basisrohres;
13 - Linse; 14 - Antriebsriemen; 15, 21 - Riemenscheiben; 16 - Drehtransformator;
17 - Parallelogramgestänge; 19 - äußerer Kreiselrahmen; 20 - innerer Kreiselrahmen, 21 - Arretierung Kreiselrahmen

Der optische Strahlengang des Zielfernrohres (Bild 6, gelbe Linie) verläuft direkt über den Kopfspiegel, das obere Schutzglas und den unbeweglichen Basisspiegel in das Fernrohr und weiter von diesem in die linke Okularbaugruppe. Im Strahlengang befindet sich eine drehbare Glasscheibe mit der Entfernungsskala und die unbewegliche Ablesemarke.
Der optische Strahlengang des linken Objektives des Entfernungsmessers (Bild 6, rote Linie) verläuft ebenfalls direkt durch über den Kopfspiegel und das obere Schutzglas, den unteren unbeweglichen Spiegel und wird durch ein Prisma auf die optische Achse des Entfernungsmessers umgelenkt. Dabei passiert der Strahlengang die verschiebbare Linsengruppe (Bild 5, Nr. 19, 20) des Entfernungskompensators. Der Entfernungskompensator ist die Baugruppe, in der die horizontal verschiebbaren Doppelbilder im Sichtfeld des rechten Okulars des Entfernungsmessers erzeugt werden.
Der optische Strahlengang des rechten Objektives des Entfernungsmessers (Bild 6, blaue Linie) verläuft vom rechten Objektiv durch das Basisrohr, passiert eine Prismenbaugruppe und verläuft von dieser direkt über den Spiegel im Ausblickkopf des Zielfernrohrgehäuses und den Basisspiegel zum Entfernungskompensator, der optisch-mechanischen Messbaugruppe. Der Richtschütze sieht im rechten Okular (pinkfarbener Strahlengang) ein gemeinsames, horizontal geteiltes Schnittbild aus beiden Strahlengängen.

TPD-2-49 optisches Schema
Bild 6 optisches Schema
1 - Okular Zielfernrohr; 2 - Leuchte FEUERBEREIT; 3, 18, 26, 27 - Prisma; 4, 25 - Umkehrsysteme des linken und rechten Strahlenganges; 5 Strichplatte, 6 - Sammellinse; 7, 21 - Objektive des linken und rechten Strahlenganges;8, 10, 11, 12, 14 - Schutzgläser;
9, 17 - Spiegel; 13 - Basisrohr; 15, 16 - Kompensatorlinsen der Höhenjustierung des Entfernungsmessers, 19, 20 - Linsen des Entfernungskompensators; 22 - Doppelprisma; 23 - Entfernungsablesemarke; 24 - Scheibe mit Entfernungsskala;
28- Okular des rechten Strahlenganges

Die Strichplatte im linken Sichtfeld (Bild 7) zeigt die horizontal angeordneten Nebenrichtmarken und Nebenstriche für seitliche Korrekturen und in der Mitte die zentrale Hauptrichtmarke. Am senkrechten Strich unterhalb der Hauptrichtmarke sind links die Entfernungsmarken für das Schießen mit dem 7,62 mm Koaxial-MG angebracht. An der rechten Seite des Striches befinden sich wiederum die Entfernungsmarken für das Schießen mit HE-FRAG, wenn die Zielentfernung über der Visierreichweite von 4000 m liegt. In diesem Fall muss die Entfernung 4000 m an der oberen Entfernungsskala eingestellt werden, anschließend ist das Ziel mit der passenden Entfernungsmarke HE-FRAG am senkrechten Strich abzudecken.

TPD2-49 Sichtfeld
Bild 7 Strichplatte Zielfernrohr und
stereoskopisches Messverfahren

TPD2-49 Messverfahren Koinzidenz
Bild 8 rechtes Okular,
Koinzidenzmessverfahren 1

TPD2-49 Messverfahren
Bild 9 rechtes Okular,
Koinzidenzmessverfahren 2

Für das Schießen mit dem 7,62 mm Koaxial-MG kann auch die gesonderte MG-Entfernungsskala im oberen Teil des Sichtfeldes genutzt werden, in diesem Fall muss am Munitionsartenwahlschalter die Munitionsart HEAT eingestellt werden. Wird mit Hilfe der Entfernungsmarken für MG am senkrechten Strich geschossen, so muss in der oberen Entfernungsskala die Entfernung Null eingestellt werden. Das elektromechanische Einstellen von Schussentfernungen erfolgt wie beim Messen von Entfernungen über das Betätigen der Daumendrucktaster an den Richtgriffen der Waffenrichtanlage. Das Abfeuern der Kanone erfolgt mit dem Zeigefinger der rechten Hand und das Abfeuern des Koaxial-MG mit dem linken Zeigefinger.

Das Basisrohr des Entfernungsmessers

Eine zweite, eigenständige Baugruppe bildet das Basisrohr (im Bild 5 bzw. 10 rot eingefärbt), das an der Turmdecke um seine Längsachse schwenkbar aufgehängt ist. Das rechte Objektiv des Basisrohres befindet sich in einem gepanzerten Aufsatz an der rechten Turmseite vor der Kommandantenkuppel. Der Ausblick ist mit einem Schutzglas versehen, das vor Witterungseinflüssen, Staub und kleineren Splittern schützen soll. An der linken Seite des Basisrohres befindet sich eine weitere Prismenbaugruppe die den Strahlengang zweimal um 90 Grad so umlenkt, dass der Strahlengang bei Verdrehung der Längsachse des Basisrohres korrekt vom Kopfspiegel des Zielfernrohres aufgenommen werden kann. Die schwenkbare Längsachse des Basisrohres verläuft aus diesem Grund auch durch die Querachse des Kopfspiegels des Zielfernrohres, so dass alle Bewegungen optisch synchron verlaufen. Über einen Hebel ist das Basisrohr mit der Kanonenwiege verbunden und folgt so den Bewegungen der Kanone. Die linke Prismenbaugruppe des Basisrohres befindet sich geschützt im gepanzerten Aufsatz des Spiegelkopfes des Zielfernohres.

TPD-2-49 Basisrohr Zielfernrohr-EntfernungsmesserBild 10 Einbauschema des Basisrohres
 1 - Abdeckung; 2 - äußeres Schutzglas, 3 - Schutzglas am Spiegelkopf des Zielfernrohres, 4 - Abschlussprisma Basisrohr; 5 - Befestigung;
6 - Übertragungshebel der Vertikalbewegungen; 7 - Basisrohr; 8 - Befestigung; 9 - äußeres Schutzglas; 10, 12  - Trockenpatrone;
11 - Abschlussdeckel; 13 - Kopfdeckel

Für Instandsetzungsarbeiten sind an den Ausblicköffnungen der gepanzerten Aufsätze entsprechende Deckel vorhanden, die auch Zugriff auf die Trockenpatronen mit Kieselgel ermöglichen. Die Schutzgläser können bei Beschädigungen unkompliziert getauscht werden. Vor dem Schutzglas des Zielfernrohres ist zusätzlich ein Scheibenwischer angebracht, der von innen durch den Richtschützen mit einem Hebel betätigt werden kann.

TPD2 Ausblicköffnungen Zielfernrohr-Entfernungsmesser
Bild 11.a und 11.b Gepanzerte Ausblickköpfe auf der Turmoberseite

Die Messmethoden

Der Zielfernrohr-Entfernungsmesser ermöglicht die Messung von Entfernungen sowohl monokular im Schnittbildverfahren als auch stereoskopisch im Raumbildmessverfahren. Für das Messen während der Bewegung des eigenen Panzers ist das Basisrohr abhängig von der Kanone stabilisiert, was allerdings die Stabilisierungsgüte im Vergleich zum unabhängig stabilisierten Kopfspiegel des Zielfernrohres herabsetzt. Das Handbuch fordert folgerichtig, die Entfernung soll so oft als im Gefecht möglich ist aus dem Stand gemessen werden. Die von der Kanone abhängige Stabilisierung des Basisrohres hat überdies zur Folge, dass beim Nachladen der Kanone die Entfernungsmessung während etwa mindestens 7 Sekunden nicht möglich ist, weil sich die Kanone arretiert im Ladewinkel befindet. Ungeachtet der beschriebenen Erschwernisse fordert das Handbuch, dass der Richtschütze das Messen von Entfernungen intensiv und systematisch auch in der Bewegung zu üben hat.

Das Prinzip der Entfernungsmessung beruht auf der einfachen Ermittlung der Entfernung aus der Beziehung von Breite der Messbasis von 1500 mm zum Winkel Alpha zwischen den Strahlengängen vom Ziel zum rechten und linken Objektiv. Durch Verschieben der Mess-Linsen im Entfernungskompensator werden die obere und die untere Hälfte des Bildes so zueinander bewegt, dass sie entsprechend des gewählten Messverfahrens ausgerichtet zueinander im Sichtfeld zu sehen sind. Bei guter Sichtbarkeit der Zielkonturen wird das Hauptverfahren (Bild 8) angewendet, bei dem die obere und die untere sichtbare Hälfte der Zielkontur passend und ausgerichtet zueinander übereinander gestellt werden. Bei ungünstigen Sichtbedingungen oder schlecht erkennbaren Zielkonturen (Bild 9) kann durch Umstellen der Bilddoppelungseinrichtung erreicht werden, dass jeweils in der oberen wie auch in der unteren Hälfte des Schnittbildes die Zielkontur vollständig sichtbar ist Beim Messen muss dann eine markante äußere Kante der Zielkontur jeden Teilbildes bündig zueinander ausgerichtet werden.
Das Handbuch beschreibt eine dritte Methode der Entfernungsmessung, das Raumbildmessverfahren (Bild 7). Der Richtschütze muss bei dieser Methode über die Fähigkeit zum räumlichen Sehen verfügen. Bei diesem Verfahren ist es notwendig mit beiden Augen gleichzeitig zu beobachten. Dabei entsteht beim Richtschützen der Eindruck, dass sich die Bilder des linken Okulars und des rechten Okulars zu einem gemeinsamen Bild überlagern. Im linken Okular ist dabei zu sehen das große Sichtfeld von 9° des Zielfernrohres und im rechten Okular das Sichtfeld von 1°40' des Basisrohres. Das Bild des rechten Okulars ist geteilt in eine untere Hälfte mit dem Bild des rechten Objektivs des Basisrohres und eine obere Hälfte mit dem Bild des linken Okulars des Basisrohres.
Weil zwischen dem Zielfernrohr und dem linken Objektiv des Basisrohres durch ihren geringen Abstand kein Paralaxwinkel entsteht, befinden sich die beiden Bilder im linken Okular und in der oberen Hälfte des rechten Okulars auf der gleichen Ebene in der Bildtiefe.
In der unteren Hälfte des Sichtfeldes des rechten Okulars ist das Bild des rechten Objektivs des Basisrohres zu sehen. Weil der Abstand des rechten Objektivs des Basisrohres zu seinem linken Objektiv 1500 mm beträgt, entsteht ein Parallaxwinkel in Bezug zur Sichtlinie des linken Objektivs des Basisrohres und Objektivs des Zielfernrohres. Das Bild des angerichteten Ziels und seiner Geländeumgebung, das zu sehen ist in der unteren Hälfte des Okulars des Basisrohres, erscheint in einer abweichenden räumlichen Bildtiefe in Bezug zum Bild im linken Okular des Zielfernrohres und in der oberen Hälfte des Bildes des rechten Okulars. Durch wechselseitiges Betätigen der Tastschalter zum Messen muss die Tiefenebene der unteren Hälfte des Sichtfeldes des Okulars des Basisrohres auf die gleiche Tiefenebene wie das Bild im linken Okular des Zielfernrohrs und in der oberen Hälfte des Okulars des Basisrohres eingestellt werden. Bei erreichter Übereinstimmung kann die gemessene Entfernung oben an der Entfernungsskala abgelesen werden. Gleichzeitig ist der zum Schießen erforderliche Visierwinkel bereits automatisch eingestellt. Das Handbuch schreibt ergänzend, wenn sich das Ziel nicht vor einem markanten Geländehintergrund befindet, soll die monokulare Messmethode des Schnittbildverfahrens angewendet werden.

Während des Messvorganges wird die Hohlachse mit dem Entfernungsnocken und den Ballistiknocken verdreht. Dadurch wird zeitgleich die Schussentfernung eingestellt und durch Verschieben der Strichplatte mit den Richtmarken der erforderliche Visierwinkel eingestellt. Mit Abschluss der Entfernungsmessung muss der Richtschütze nur noch die zentrale Hauptrichtmarke oder bei Berücksichtigung von seitlichen Bewegungen von Ziel oder eigenem Panzer bzw. bei Seitenwind eine der seitlichen Nebenrichtmarken auf das Ziel bringen und das Feuer eröffnen. Die Ablesemarke im oberen Teil des Sichtfeldes deckt sich mit der gemessenen Entfernung.
Während des Messenvorganges soll der Richtschütze gleichzeitig durch das linke Okular des Zielfernrohres und das rechte Okular des Entfernungsmessers sehen. Der Grund ist das sehr kleine Sehfeld des Entfernungsmessers von 1° 40'. Bei gleichzeitiger Nutzung des Zielfernrohres mit einem Sehfeld von 9° ist die Übersicht über das Gelände erheblich besser. Die Vergrößerung beider optischen Kanäle beträgt übereinstimmend das 8-fache. Für die kontinuierliche Korrektur der eingestellten Schussentfernung während der Bewegung des eigenen Panzers in Abhängigkeit vom Kurswinkel bei seitlich geschwenktem Turm, soll die Korrektureinrichtung DELTA D eingeschaltet werden.

Die Genauigkeit der Entfernungsbestimmung gemäß der Handbücher in Verbindung mit den Angaben der Schusstafel für die mit dem TPD2-49 zur damaligen Zeit benutzten APFSDS-Geschosse BM9 bzw. BM12 ergibt nach Interpolierung folgende Treffbereiche für eine Zielhöhe von etwa 1,20 Meter.

Messbereich

mittlerer
Messfehler

angenommene
Schussentfernung
im Messbereich

dabei
maximaler
Messfehler

Treffbereich
vor dem Ziel

Treffbereich
nach dem Ziel

1000 - 2000 m

3 %

2000 m

± 60 m

~ 300 m

~ 200 m

2000 - 3000 m

4 %

3000 m

± 120 m

~ 250 m

~ 100 m

3000 - 4000 m

5 %

4000 m

± 200 m

~ 100 m

~ 75 m

Die tatsächliche technische Genauigkeit wurde später in einer Erprobung in den USA sogar als um etwa 0,5 % präziser ermittelt. Damit wird eine höhere Messgenauigkeit als beim Schnittbildentfernungsmesser des Kampfpanzers M48 bestätigt. Es ist dabei aber zu beachten, dass unter Gefechtsbedingungen die Genauigkeit der Richtschützen regelmäßig nachlässt. Etwaige Messfehler werden jedoch durch die hohe Rasanz der Flugbahn der APFSDS-Geschosse in ausreichendem Maße kompensiert, wie die Tabelle zeigt.

Die Bedienelemente des Zielfernrohr-Entfernungsmessers

TPD-2-49_Ansicht-2.jpg

Bild 12 Frontplatte TPD2-49
1 - Übertragungshebel zum TPN-1 Nachtzielfernrohr;
2, 16 - Dioptrineinstellung der Okulare
3 - Arretierung des Stirnschutzes
4 - Anzeigeleuchte Munitionsart HE-FRAG
5 - Anzeigeleuchte Munitionsart HEAT
6 - Anzeigeleuchte Munitionsart APFSDS
7 - manuelle Umstellung der Munitionsart
8 - Arretierung Augenabstandseinstellung rechtes Okular
9 - Drehknopf Höhenjustierung des Entfernungsmesser
10 - Anzeugeleuchte Okularheizung
11 - Schalter Okularheizung
12 - Trockenpatrone
13 - Hebel für Lichtfilter
14 - Hebel für Bilddoppelungseinrichtung
15 - Drehknopf Entfernungsjustierung des Entfernungsmessers
17 - Kasten für Betriebsstufenanzeige und
elektrischen Sicherungen
18 - Betriebsstufenschalter ( DELTA D - ANTRIEB - STABIL)
19 - Richtgriffbaugruppe mit manuellem Entfernungseinstellring

 

TPD-2-49_Ansicht-2.jpg

Bild 13 Linke Seite  TPD2-49
1 - Aufhängungszapfen
2 - mechanische Entarretierung Kreiselrahmen
3 - Kappe mit Leuchte für Strichplattenbeleuchtung
4 - mechanische Justierung Zielfernrohr Vertikal und Horizontal 
5 - federnde Gehäuseaufhängung
6 - Schalter für Strichplattenbeleuchtung
7 -
manuelle Umstellung der Munitionsart
8 - Stirnschutz
9 - Dioptrineinstellung linkes Okular
10 -
Hebelverbindung zum TPN-1 Nachtzielfernrohr

 

TPD-2-49_Ansicht-3.jpg

Bild 14 Rechte Seite TPD2-49
1 -
manuelle Umstellung der Munitionsart
2 - Trockenpatrone
3 -
federnde Gehäuseaufhängung
4 - Ausblickkopf
5 -Doppelhebel für Gestänge zur Kanonenwiege
6 - Hebelverbindung zum TPN-1 Nachtzielfernrohr

 

Die Arbeitsverfahren TPD2-49

  1. Beobachten mit stabilisiertem Blickfeld und hydraulischem Seitenrichtantrieb, Kanone nicht stabilisiert
  2. Beobachten mit stabilisiertem Blickfeld und horizontal stabilisiertem Turm, Kanone nicht stabilisiert
  3. Richten mit Handrichtantrieben, Entfernung wird manuell bestimmt
  4. Richten mit Handrichtantrieben, Nutzung des optischen Entfernungsmessers
  5. Richten mit hydraulischem Seitenrichtantrieb, Verfahren 3 oder 4 für die Höhe
  6. Richten im vollstabilisierten Regime, Zielfernrohr unabhängig stabilisiert, Kanone und Turm stabilisiert

Fazit

Als die Serienfertigung des T-64A ab 1969 aufgenommen wurde, bildete der Zielfernrohr-Entfernungsmesser TPD2-49 die Kernbaugruppe seiner Feuerleitanlage. Auf Grund der gesammelten Erfahrungen mit dem TPD-43B war die Konstruktion des TPD2-49 ausgereift und zuverlässig. Der TPD2-49 wurde deswegen zunächst nicht nur im T-64A verwendet, sondern sogar in den ersten Kampfpanzern T-80 sowie im T-72. Inzwischen hatte jedoch die Laser-Technologie große Fortschritte gemacht, die es zunehmend erlaubte Laser-Entfernungsmesser kostengünstig bei akzeptablen Baugrößen mit den Zielfernrohren zu kombinieren. Das erhöhte die Messgenauigkeit unabhängig von der Entfernung auf etwa ±10 Meter, verringerte den Zeitaufwand für die Messungen erheblich und erlaubte genaue Messungen auch unter komplizierten Sichtbedingungen. Die Kampfpanzer T-72 wurden nach relativ kurzer Zeit nun mit dem moderneren Zielfernrohr-Entfernungsmesser TPD-K1 ausgestattet. Die T-64B und T-80B erhielten hingegen die wesentlich moderneren, aber auch kostenintensiveren Feuerleitanlagen mit dem Zielfernrohr-Entfernungsmesser 1G42, die über eine unabhängige Stabilisierung der Visierlinien in zwei Ebenen verfügten.
Die meisten T-64 und T-72 mit dem TPD2-49 wurden im Rahmen der Hauptinstandsetzung und Modernisierung ebenfalls mit dem TPD-K1 ausgestattet. Die Abdeckungen des rechten Ausblicks des Basisrohres wurde in diesem Fall mit einer Stahlplatte verschlossen. Einige der älteren Kampfpanzer mit dem TPD2-49 wurden hingegen preisgünstig an andere Staaten verkauft und waren vereinzelt sogar bis heute im Einsatz, wie beispielsweise in Syrien.

 

Wichtige Kenndaten des Zielfernrohres TPD2-49

Vergrößerung Zielfernrohr und Entfernungsmesser

8x

Basisbreite des Entfernungsmessers

1500 mm

Sichtfeld
Zielfernrohr
Entfernungsmesser



1° 40'

Richtbereich vertikal
Zielfernrohr
Basisrohr


-15° ... +25°
-5° ... +15°

Genauigkeit der Visierlinienstabilisierung, vertikal

1 ' 8''

Drehzahl des Kreisels der Vertikalstabilisierung

28.000 upm

Betriebsspannung

26  +3,-4 Volt

Betriebsspannung Kreiselantrieb

40 Volt ± 2 (500 Hz)

Gewicht
Zielfernrohr
Basisrohr


60,5 kg
7,7 kg

Entfernungsmesser
Genauigkeit
Messbereich


3 ... 5 %
1000 ... 4000 m

effektive Schußweite
APFSDS
HEAT / HEF


2200 ... 2500 m
1700 ... 2000 m

Visiereichweite
APFSDS
HE-FRAG (mit Zusatzvisiermarken)
HEAT
PKT 7,62 mm


3000 m
4000 m (5000 m)
3000 m
1800 m

 

Quellenangaben:
1) Panzer T-64, Technische Beschreibung, Moskau, 1969
2) A051/1/106 Mittlerer Panzer T72 Taktisch-technische Angaben, Turm, Panzerbewaffnung und Panzerspezialausrüstung, DDR, 1979
3) A051/1/104 Panzer T72, T72M und T72M1 Nutzung, DDR, 1990
4) A051/1/519 Mittlerer Panzer T 72, Panzerbewaffnung und Panzerspezialausrüstung, Instandetzung; DDR, 1982
5) The Soviet T-72 Tank Performance, an Intelligence Assessment, SW 82-10076X, CIA, 1982
6) Report No.TR 128 Trials to Assess the Weapon System and Fightability Characteristics of the Soviet T-55 Tank, GB, 1970
7) Schusstafel ST 250/4/005 125 mm Panzerkanone D-81, DDR, 1981
8) Handlungen der Besatzung an der Bewaffnung des Panzers T-72, Anleitung, Ministerstvo Obrony Narodowej, Polen, 1984

Bildquellen
Bild 1 - Panzer T-64, Technische Beschreibung, Moskau, 1969
Bild 2 - http://38niii.ru/analitika/173-tankovye-pritsely-i-sistemy-upravleniya-ognem-suo.html
Bild 3 - A051/1/106 Mittlerer Panzer T72 Taktisch-technische Angaben, Turm, Panzerbewaffnung und Panzerspezialausrüstung, DDR, 1979/ Autor
Bild 4 - Internet
Bild 5 - A051/1/106 Mittlerer Panzer T72 Taktisch-technische Angaben, Turm, Panzerbewaffnung und Panzerspezialausrüstung, DDR, 1979/ Autor
Bild 6 - A051/1/106 Mittlerer Panzer T72 Taktisch-technische Angaben, Turm, Panzerbewaffnung und Panzerspezialausrüstung, DDR, 1979/ Autor
Bild 7, 8, 9 - Autor
Bild 10 - A051/1/106 Mittlerer Panzer T72 Taktisch-technische Angaben, Turm, Panzerbewaffnung und Panzerspezialausrüstung, DDR, 1979/ Autor
Bild 11.a- odetievbrony.ru
Bild 11.b- thesovietarmourblog.blogspot.com
Bild 12, 13, 14 - A051/1/106 Mittlerer Panzer T72 Taktisch-technische Angaben, Turm, Panzerbewaffnung und Panzerspezialausrüstung, DDR, 1979/ Autor

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Stefan Kotsch